Rellingen - Allerlei

Ehmschen

Eine Leseprobe aus dem Buch:
“Wie die Karl-Bunje-Straße zu ihrem Namen kam”
Geschichten um Rellinger Straßennamen, 1992, 167 Seiten
Herausgeber: Walter Koop, 25462 Rellingen, Gaselhorn 6,
Das Buch befasst sich mit der Entstehung der Rellinger Straßennamen und ist das Resultat einer über acht Jahre dauernden Recherche. Aktuelle Ergänzungen bringen das Werk auf den jeweils gültigen Stand.
Das reich illustrierte, fest eingebundene Buch ist zum Preis von 17 Euro € direkt bei dem Autor erhältlich.


Ehmschen

Im Ehmschen hat sich die wahrscheinlich älteste Flächen (Flur)- bezeichnung Rellingens erhalten. Nach den Aufzeichnungen des früheren Rektors Dr. Neuhoff aus dem Jahre 1957 findet sich in einem Erdbuch aus dem 18. Jahrhundert die Bezeichnung “beide Ehmschen“, woraus sich schließen lässt, daß “en“ am Ende die Mehrzahl bezeichnet. Das Einzelwort Ehmsch lässt sich aus Eelm/ Almende und Esch ableiten. Mit Almende wurde früher das gemeinsame Eigentum der Bauern bezeichnet. Unter Esch verstand man, bevor sich im Mittelalter das aus dem Lateinischen abgeleitete Wort Acker durchsetzte, das alljährlich gemeinsam bebaute Kornland. Heute findet sich das Wort Esch noch in Ortsnamen wie Tornesch.

Wieland Witt deutet in seinem 1990 erschienenen Beitrag zur Geschichte Rellingens die Flurbezeichnung Ehmschen anders. So schreibt er in einer Anmerkung: Ehm(c)e, Ehm(e), Ehmen, Ehms, Ehmsen (alle niederdeutsch friesisch) sind Varianten zu Eimicke, Ehmer, Ehmert und beruhen auf germanisch Agi(n)mar = Schwert-Ruhm. Um 1200 bis 1400 von Bremen bis Stettin beliebte Personennamen.

Wann die schon sehr lange existierende Straße ihren Namen erhielt, lässt sich nicht mehr feststellen. Die erste Erwähnung findet sich in den noch vorhandenen Gemeindeprotokollen vor über hundert Jahren. In der Gemeindeversammlung am 30. November 1880 wurde über die “Breitermachung des Fuß- und Fahrweges Ehmschen“ beraten. Nach den Aufzeichnungen im Protokoll wurden verschiedene Ansichten geäußert. Einer der Anwesenden verwarf die Ausführung dieser Arbeiten gänzlich. Als Beratungsergebnis wurde festgehalten, “es ist wohl besser, günstigere Zeiten abzuwarten“.

Etwa im Jahre 1905 wurde dann der Ehmschen in der heutigen Breite mit beidseitigem Fußweg ausgebaut. Das dafür verwendete Kopfsteinpflaster holten Rellinger Baumschuler aus Hamburg. Möglicherweise gibt es deshalb im Stadtteil Eimsbüttel die Rellinger Straße.

Der Ehmschen beginnt nicht erst in der Kurve zur Thesdorfer Autobahnauffahrt, wie es scheint, sondern direkt am Markt. Zwei bedeutende Gebäude säumen den Straßenbeginn. Zur rechten das alte Essensohnsche Haus, von Wilhelm Kähler sorgfältig restauriert und heute als Juneckes Kleines Gesellschaftshaus bekannt. Auf der linken Seite an der alten Thesdorfer Straße ist es das im Volksmund als Gärtnerheim bezeichnete Hauptgebäude des früheren Rellinger Hofes.

Das war über lange Zeit eine besonders bei den Arbeitern beliebte Gastwirtschaft mit dem größten Tanzsaal des Ortes, Kegelbahnen und einem schönen Garten, der sich bis über die Mühlenau hinaus erstreckte. Viele Pferdegespanne hielten und rasteten hier. Nach der Inflation 1923/24 wurde der Betrieb eingestellt und die Baumschuler bauten das Hauptgebäude zu einem Wohnheim für ihre Gärtnergehilfen um.

Ende 1964 wurde die Autobahn freigegeben und sie veränderte nicht nur den Beginn des Ehmschen, sondern teilte diese schöne Straße auch in zwei Teile.
Anmerkung R.Miller: Originaltext aus einem Aufsatz von Dr. Neuhoff aus dem Jahre 1957. Dr. Neuhoff war Rektor an der Heinrich- Eckmann- Schule in Rellingen.

 . . .Vielleicht die älteste Ackerfläche unseres Dorfes wird mit dem Namen Ehmschen bezeichnet. Bevor im Mittelalter das aus dem Lateinischen stammende Wort Acker sich durchsetzte, gab es für das gemeinsam alljährlich bebaute Kornland die Bezeichnung Esch oder Isch, die sich in Tornesch, Bredenesch u.a. erhalten hat. Da im Erdbuch von 1789 sich einmal die Bezeichnung „beide Ehmschen“ vorfinden, dürfte das „en“ der Endung die Mehrzahl bezeichnen. Der Anfang „Ehm“ steht wohl in Zusammenhang mit „Almende“ (Almode), Elmod, Alm)., womit das gemeinsame Eigentum der Bauern eines Ortes bezeichnet wurde. Falls das Wort etwa aus Eelm und Eschen ursprünglich zusammengesetzt war, kann daraus durch Abschleifung des l und Verlust des kurzen e unser Ehmschen entstanden sein, das somit gemeinsame, alljährlich bebaute Äcker bedeutet.

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