Rellingen - Allerlei

Einführung

Eine Leseprobe aus dem Buch:

“Wie die Karl-Bunje-Straße zu ihrem Namen kam”

Geschichten um Rellinger Straßennamen, 1992, 167 Seiten
Herausgeber: Walter Koop, 25462 Rellingen, Gaselhorn 6,
Das Buch befasst sich mit der Entstehung der Rellinger Straßennamen und ist das Resultat einer über acht Jahre dauernden Recherche. Aktuelle Ergänzungen bringen das Werk auf den jeweils gültigen Stand.
Das reich illustrierte, fest eingebundene Buch ist zum Preis von 17 Euro € direkt bei dem Autor erhältlich.


Einige Worte zur Einführung

Es mag belanglos sein, wie eine Straße heißt - wichtig ist nur, daß der Name eindeutig und im Ortsplan erkennbar verzeichnet ist. Denn Straßennamen und Hausnummern dienen der genauen Lagebezeichnung eines Hauses, einer Wohnung, eines Betriebes. Die Post will wissen, wohin denn ein Brief, eine Karte, ein Paket zugestellt werden muss, damit die Sendung auch in die richtigen Hände kommt. Besucher, Kunden und Lieferanten wollen ihren Anlaufpunkt nicht umständlich suchen, sondern schnell ans Ziel gelangen. Deshalb sollen Straßennamen eindeutig sein und es darf in keinem Ort ein Name mehrfach vorkommen.
Daß Straßennamen nicht auf einen Schlag vergeben worden sind, versteht sich von selbst. Deshalb geben sie auch ein wenig Zeit- und Ortsgeschichte wieder.

Nicht selten haben die Stadt- oder Gemeindeväter dem Straßennamen eine Erläuterung beigegeben und die macht neugierig. So jedenfalls widerfuhr es mir, als ich unter zahlreichen Straßenschildern, die den Namen einer mir bis dahin unbekannten Person trugen, die tiefgründige Erläuterung fand: “Ehrenbürger für besondere Verdienste“. Also mußte es sich um eine ganz wichtige Persönlichkeit handeln, der wahrscheinlich in einem feierlichen Akt die Ehrenbürgerwürde übertragen wurde, verbunden mit etlichen Privilegien. Vielleicht brauchte er seither keine Steuern, zumindest aber keine Wasser- und Kanalgebühren mehr zu bezahlen, durfte auch bei rotleuchtender Ampel die Straße überqueren und jedermann hatte vor ihm den Hut zu ziehen.
Selbstverständlich mußte ich davon ausgehen, daß ich die im Straßennamen verewigten Ehrenbürger nun nicht mehr auf ihre besonderen Verdienste ansprechen konnte, weil die Namensgebung sicherlich nicht zu Lebzeiten erfolgte. Hier aber irrte ich, es gab Ausnahmen; nur für meine Überlegungen war es zu spät.
Doch zwei Dinge ließen mich stutzen. Wieso denn Ehrenbürger für besondere Verdienste? Wofür konnte man denn noch Ehrenbürger werden, wenn nicht für besondere Verdienste? Wenn schon Erläuterungen gegeben werden, dann doch solche, die uns erklären, welcher Art die besonderen Verdienste waren. Diese Überlegung leuchtete auch der Gemeindeverwaltung ein und so wurden die Erläuterungsschilder unter fast allen Straßennamen entfernt.
Die zweite Überlegung, die mich bei der Suche nach Ehrenbürger-Namen überkam, war: Haben in Rellingen nur Männer besondere Verdienste erworben? Warum ist denn keine Straße nach einer Frau benannt? Ratlosigkeit oder Gedankenlosigkeit der früher ausschließlich männlichen Gemeindevertreter?
Nun ist nicht jeder, nach dem in Rellingen eine Straße benannt wurde, zugleich auch Ehrenbürger dieser Gemeinde. Wie sollten auch Dichter-Persönlichkeiten, etwa Theodor Storm, Klaus Groth, Fritz Reuter denn allen Ehrenbürgerschaften gerecht werden, die ihnen dann zuteil geworden wären.

Und außerdem gab es auch noch Namen, die ihre Zeit nicht überdauerten.
Rellingen hatte davon in brauner Vergangenheit nur einen. Die Robcrt-Ley Straße heißt heute Siedlerstraße.
Rellingen in den Grenzen von 1974 (am 1.1.1974 schlossen sich Rellingen und Egenbüttcl zu einer Gemeinde zusammen) hat 1992 insgesamt 156 mit Namen versehene Straßen aufzuweisen.

Einige Straßennamen machen Eindruck: Am Hasloegen, Büntloh, Drinkwe del, Ehmschen, Jebbenberg, Pütjenweg, Schubhorn, Stawedder. Da steht man vor und runzelt die Stirn, wenn man nicht zu den Eingeborenen oder Eingeweihten gehört.
Leichter ist es schon, die vielen Vogelstraßennamen zu erfassen wie Adler-, Amsel-, Bussard-, Drossel-, Fasanen-, Habicht-, Kranich-, Lerchen-,Meisen-, Möwen-, Raben-, Schwalben-, Schwanen-, Tauben-, Wachtel-, Zeisigstraße und nicht zu vergessen den Kiebitzgrund, den Falken- und Finkengrund, das Finkeneck und den Kuckucksweg.
Auch mit den Bäumen kommt man gut zurecht in der Ahorn-, Buchen-, Eichenstraße, dem Ahorn-, Erlen-, Kiefern-, Linden-, Tannen-, Wacholderweg, dem Erlengrund und der Kastanienallee.

Aber schwieriger wird es schon mit den Straßen, die nach Personen benannt sind. Fritz-Reuter und Gorch-Fock sind als norddeutsche Dichter ja noch einzuordnen, ärger wird‘s aber bei Jacob-Ahrens und Lee-Dieks. Waren das auch Dichter oder wer oder was überhaupt?
Man hat es sich sicherlich nicht leicht gemacht mit den Straßennamen in Rellingen und es hat manch heftige Diskussion gegeben. Zu erwähnen ist die Abkehr von der Bezeichnung nach Personen, denn wer weiß, ob heute aktuelle Personen morgen noch genauso angesehen sind. Aber auch die Hinwendung zu Flurbezeichnungen hat Grenzen und birgt Gefahren, weil manche Flurbezeich nung im Laufe der Jahre verfälscht wurde, zum Beispiel Karkwisch zu Korkwisch.

Eine harte Nuß gäbe es sicherlich für spätere Namensforscher zu knacken, würde man eine Straße nach dem geschätzten Alt-Bürgermeister einfach “Tellkamp“ nennen. Vergeblich würde man nach einer Rellinger Flurbezeichnung suchen, aus der dieser Name abgeleitet sein könnte.
Erwähnenswert ist gewiss die Diskussion in der Sitzung der Gemeindevertretung vom 22. September 1986. In dieser Sitzung traf der Gemeindevertreter Diekmann (Grüne) die bemerkenswerte Feststellung, daß ein Straßenname sich möglichst deutlich von anderen unterscheiden sollte. Man könne für die zur Benennung anstehende Straße im “Vogelviertel“ auf eine für das Gebiet typische Bezeichnung zurückgreifen und als weiteren Vogel den Falken einführen. Allerdings komme er anhand eines älteren Biologiebuches zu dem Ergebnis, daß in unmittelbarer Nähe der Bundesautobahn kein Lebensraum für den Falken gegeben sein dürfte. Deshalb halte er Straßenbezeichnungen wie “An der Rauschebahn“ oder “An der Straße des Fortschritts“ für treffender. Dagegen hielt Gemeindevertreter Burmester (CDU), daß Falken auch am Rande von Bundesautobahnen jagen, weil sich Mäuse in diesen Bereichen wegen der geringen Bewirtschaftungsintensität besonders gern aufhalten. Gemeindevertreter Miericke (SPD) beendete die Diskussion mit der Bemerkung, daß man darüber nicht zu ernsthaft nachdenken sollte. Schließlich gebe es auch eine Grüne Twiete, in der möglicherweise nur Schwarze wohnen. Auf den folgenden Seiten wird berichtet, was über einzelne Straßennamen in Erfahrung zu bringen war, wer sich zum Beispiel hinter der früheren Erläuterung “Ehrenbürger für besondere Verdienste“ verbirgt, welche die vermutlich älteste und welche die jüngste Straße Rellingens ist.
Soweit Straßen nach angrenzenden Ortschaften oder in einem Fall sogar nach einer weit entfernten Stadt bezeichnet sind, gibt es auch kurze Informationen darüber. Allerdings hat der Verfasser dabei wegen ausreichend vorhandener Lektüre über die benachbarte Großstadt Hamburg ausgespart. Auch die Ge schichte Rellingens ist nicht näher ausgeführt, um nicht in Konkurrenz zu der für das Jubiläumsjahr 1990 angekündigten Chronik unseres Ortes zu treten.

Viele Informationen erhielt ich von Herrn Ernst Bremer aus der Rellinger Gemeindeverwaltung. Etliche Beiträge bereitete Herr Reinhold Miller auf. Zahlreiche Rellingerinnen und Rellinger gaben mir bereitwillig und ausführlich Auskunft auf meine Fragen. Ihnen allen gilt mein Dank. Einige von ihnen haben das Erscheinen dieses Buches nicht mehr miterlebt, ihnen widme ich es.
Der Verfasser Rellingen im August 1992

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