Rellingen - Allerlei

Militärische Brüderschaft

Militärische Brüderschaft von Rellingen 1883 - 1908

Die folgende “Jubelfeier” der Militärischen Brüderschaft von Rellingen und Umgebung anlässlich des 25 jährigen Jubiläums am 15. November 1908 ist ein typisches Beispiel für die Vereinstätigkeit im kaiserlichen Deutschland um 1900 
Der gesamte Text der “Jubelfeier steht weiter unten. Das Original liegt im Heimatverein-Archiv.

Die Bedeutung des oben rechts abgebildeten und 2005 im Internet zum Kauf angebotenen Vereinsordens ist unbekannt.

Sogar in dem kleinen Rellingen gab es mehrere Vereine mit ähnlichen Zielen. 
Als Beispiel sei hier aufgeführt der

Kampfgenossenverein Verein von 1870 - 71 für Rellingen und Umgebung
 

Der heutige Tag ist ein Markstein in der Geschichte unserer Militärischen Brüderschaft. Auf eine 25 jährige Tätigkeit im Kriegervereinsleben kann unser Verein heute zurück blicken. Eine echte Kameradschaft ist zu allen Zeiten der Grundzug unseres Vereins gewesen und auch bis heute geblieben.
Nachdem eine vorberatende Zusammenkunft beim Kameraden Reiff stattgefunden hatte, fand am 18. Nov. 1883 die konstituierende Versammlung in unserm jetzigen Vereinslokale statt und wurde an diesem Tage die Gründung vollzogen und noch im Jahre 1883 die Statuten von der Aufsichtsbehörde genehmigt.

Der 18. November 1883 ist also der eigentliche Geburtstag unseres Vereins und gibt uns die heutige Jubelfeier Gelegenheit einen kurzen geschichtlichen Rückblick zu tun.
Von den Mitbegründern hören dem Verein folgende Mitglieder an: H. Schmidt I, H. Schmidt II, H. Hansen, H. Reiff, H. Steinberg, Aug. Dahms, Ernst Krohn, Fr. Schmidt I, Joch. Hatje, Hinr. Pein, H. Bahde, H. Wegner, Fr. Heidorn, J. Haker, H. Gätjens.
In der Gründungsversammlung wurde Kamerad Reif f zum Vorsitzenden, Kam. Hansen zum stellv. Vorsitzenden und Kam. Schmidt zum Kassierer erwählt und im Oktober 1884 übernahm Kam. Hansen das Amt des Schriftführers. Kam. Reiff hat den Vorsitz bis zum Okt. d Js. 1887 geführt, von da an bis zum Jahre 1893 hat Kam. Steinberg das Amt innegehabt und von da ab hat unser jetziger Vorsitzender Kam. Ahrens seines Amtes gewaltet. Das verantwortungsvolle und schwierige Amt eines Kassierers hat seit der Gründung unser braver Kam. Schmidt geführt. Seinem Pflichteifer und unermüdlichen Streben haben wir es zum grossen Teile zu verdanken, dass wir finanziell einer der bestfundierten Vereine des Verbandes sind. Das arbeitsreiche Amt eines Schriftführers hat Kam. Hansen bis jetzt in Pflichttreue geführt. Das Amt eines stellvertretenden Schriftführers wurde im Jahre 1907 eingerichtet und damit Kam. Breuss beauftragt.
Das Amt eines stellv. Vorsitzenden lag nach einander in den Händen der Kameraden: H. Hansen, E. Krohn, H. Kloth, H. Schmidt II, J. Lübbers, Aug. Dahms und seit dem Jahre 1892 F. Stoldt.

Die Mitgliederzahl des Vereins betrug am Anfang des Jahres 1884 39 Kameraden und heute nach 25 Jahren zählt derselbe 120. Gestorben sind im Laufe der 25 Jahren 8 Kameraden, eingetreten 198. Leider mussten auch wir die trübe Erfahrung machen, dass wir Kameraden aus unserm Verein auszuschliessen genötigt waren, da sie sich mit den Zwecken des Vereins in Wiederspruch gesetzt hatten. Freilich hatten wir auch wieder die grosse Freude, dass nach dem Werbeschreiben des Verbandsvorstandes vom 31. Dezember 1905 fast alle königstreuen Männer die bisher dem Vereine noch ferne gestanden hatten, demselben beitraten.

Bald nach Gründung des Vereins wurde auch der Wunsch nach einer Fahne laut und wurde in der Versammlung vom 15. März 1885 beschlossen, eine Fahne bei Herrn Franck in Rellingen anfertigen zu lassen und ist diese Fahne noch heute in unserm Besitz.
Die zur Beschaffung der Fahne nötigen Gelder wurden, da die Kasse eine solche Ausgabe nicht leisten konnte, durch eine freiwillige Sammlung zum Teil aufgebracht. Das noch fehlende Geld lieh der Kassierer dem Verein. Nachdem am l.JuIi 1885 die Landesherrl. Genehmigung zur Führung einer Fahne eingetroffen war wurde am 19. Juli 1885 die Fahnenweihe abgehalten. Die Fahne wurde in den 25 Jahren nacheinander getragen in Freud und Leid von den Kameraden:
H. Pein, H. Reiff und unserm jetzigen Fahnenträg Fr. Schmidt II.
Wie schon eingangs erwähnt, hat im Verein stets eine echte Kameradschaft geherrscht und sich diese besonders dadurch betätigt, den Kameraden in Zeiten der Not zur Seite zu stehen. So wurde schon in den ersten Jahren des Bestehens beschlossen, Kameraden in Krankheitsfällen mit wöchentlich 3 Mk. zu unterstützen und besteht diese Einrichtung noch bis heute. So wurden unterstützt 1901 18 Kameraden mit 232 Mk. 1905 10 Kameraden mit 126 Mk. 1906 9 Kameraden mit 163 Mk. 1907 8 Kameraden mit 80 Mk.
Bei Sterbefällen wurde früher seitens des Vereins eine Beihülfe von 30 Mk. geleistet. Diese Summe wurde nach dem Beschluss der Generalversammlung vom 7. Oktober 1900 auf 100 Mk. erhöht. Da diese Unterstützung aber nur den Charakter einer Wohltätigkeit hat, musste am 13. März 1903 folgende Abänderung in den Statuten gemacht werden: Ein Rechtsanspruch auf die Beihülfe zu den Kosten der Beerdigung oder auf Unterstützung bei eintretenden Unglücksfällen steht den Hlinterbliebenen eines verstorbenen Mitgliedes bezw. den Vereinsmitgliedern nicht zu.

Das Vermögen der Unterstützungskasse betrug am 1. Januar 1908 3.899,68 Mk.

Auf Anregung des Kameraden Hamann wurde 1904 eine Bibliothek begründet. die zunächst mehrere Kameraden für eigene Rechnung weiter ausbauten bis dieselbe im Oktober 1905 auf den Verein überging. Die Anzahl der Bücher, die mehrfache Zuwendungen seitens unserer Kameraden Ahrens und Schiller-Tietz hat jetzt schon 200 überschritten und wird dieselbe fleissig von den Kameraden benutzt.

Unser Verein gehörte seit dem 1. Oktober 1885 dem Verbande der Kriegervereine für das südwestl. Holstein an und nach Auflösung derselben dem Kriegerverband Pinneberg. Seit dem 17. Februar 1890 gehört er auch zum deutschen Kriegerbund.

Zur Erledigung der Vereinsgeschäfte finden jährlich 4 Versammlungen und zwar am 1. Sonntage eines jeden Quartals statt Der Besuch dieser Versammlungen hat sich erfreulicher Weise in den letzten Jahren gesteigert. Der Geburtstag Sr. Majestät wurde in jedem Jahre durch eine Feier begangen. Ausserdem haben wir in den letzten Jahren im November ein Stiftungsfest und im Sommer ein Sommervergnügen veranstaltet, die freilich noch von mehr Kameraden hätten besucht werden können.

Für die Kriegerwaisenhäuser zahlt der Verein jährlich 10 Pfg. pro Mitglied.
Der Vertrieb von Jahrbüchern und Losen der Gesellschaftslotterie ist in den letzten Jahren auch ein reger gewesen. Auch möge an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass aus Anlass der heutigen Feier aus Vereinsmitteln 100 Mk. der Kamerad Scheiff Stiftung für den Kreis Pinneberg überwiesen sind. Möge es der Militärischen Brüderschaft von Rellingen und Umgegend vergönnt sein, weitere 25 Jahre in kameradschaftlicher Treue zu wirken und dass die Liebe zu Kaiser und Reich weiter in ihr eine traute Heimstätte finden möge treu Wahlspruch

„Mit Gott für König und Vaterland.“

Der Vorstand.

[Home] [Ansichtskarten] [Straßenverzeichnis] [Straßen A - E] [Straßen F - H] [Straßen I - R] [Straßen S - Z] [Egenbüttel] [Krupunder] [Allerlei] [Hilfe!] [Aktuell - Neu] [Hintergrundwissen] [Kurz und knapp] [Links] [Literatur Rellingen] [Presse und Info] [Impressum - Kontakt]

gratis Counter by GOWEB