Rellingen - Allerlei

100 Jahre Rellinger Hof

Der Heimatverein Rellingen stellte in seiner Vereinszeitung die folgenden Informationen zum Thema ‘100 Jahre Rellinger Hof 1900 - 2000’, zusammen.

100 Jahre “Rellinger Hof”


Um die 100-jährige Geschichte vom ‘Rellinger Hof’ korrekt wiederzugeben bedurfte es intensiver Recherchen. Diese aufwendige und oft nicht ganz einfache Arbeit konnte ich mir - Dank der Familie Schleßelmann - aber ersparen. Ich bekam die fertige Geschichte fein säuberlich mit der Schreibmaschine getippt! Dazu bekam ich noch die Erlaubnis diese Geschichte hier in unseren Mitteilungen abzudrucken; dafür herzlichen Dank an die gesamte Familie Schleßelmann! Die Leser werden es Ihnen danken, werden nach den folgenden Seiten alles, zumindest aber ein wenig mehr vom ‘Rellinger Hof’ und auch von Ihrer Familie wissen.

Die folgende Rede verfaßte und hielt Herr Hans Helmut Schleßelmann am Samstag dem 1. Juli 2000 vor 200 geladenen Gästen im ‚Rellinger Hof’.

Liebe Familie Schleßelmann, sehr geehrte Gäste!
Als jüngeren Bruder des 1994 verstorbenen Gastwirts Jonny Schleßelmann ist mir die Aufgabe zugefallen, Ihren heute etwas über die Geschichte des Rellinger Hofes zu berichten. Ich war dabei freilich auf Hilfe angewiesen, denn als gebürtigem, Halstenbeker und seit 1955 eingebürgertem Plöner ist mir die Geschichte Rellingens doch etwas fern gerückt. Ich bedanke mich vor allem bei dem ehemaligen Rellinger Bürgermeister, Herrn Helms, der mir eine Zusammenstellung der wichtigsten Daten zum ‘Rellinger Hof’ zur Verfügung stellte, sowie meiner Nichte Margrit Ehlers  Schleßelmann und meinem Bruder Eckhard, die weiteren Fakten beisteuerten. Über den Anfang der Gastronomie in Rellingen wissen wir bislang sehr wenig, Es gilt jedoch als sicher, dass an dieser exponiertcn Stelle  der Kreuzung Pinneberger Chaussee Kirchenstraße schon seit dem 17. Jahrhundert eine Hofstelle oder Gastwirtschaft gestanden hat. Rellingen lag an einer Flußfurt im Verlauf der Hauptverkehrsader von Hamburg Altona nach Norden. Seit 1260 ist eine Kirche bezeugt, zum Kirchspiel Rellingen gehörte ein riesiges Gebiet von über 30 Dörfern. Die Kirche war Treffpunkt der Menschen, um sie herum lagen die Krüge und der Marktplatz. Als bei den Kämpfen der Befreiungskriege 1813/14 Rellingen viele Einquartierungen hinnehmen mußte, wurde die Kirche ausgeräumt und als Magazin für Brot und Hafer benutzt. ‘Gemälde und Kruzifix lagerten im benachbarter Gasthof Wördemann (jetzt Rellinger Hof)’, so heißt es in der Schrift von Johanna Wege: ‘Die Rellinger Kirche’. Im ganzen 19. Jahrhundert ist der Gasthof im Besitz der Familie Wördemann gewesen. Im Jahre 1900 hat Franz Wördemann den heutigen Bau errichtet. Noch im gleichen Jahr feierte hier der Rellinger Turnverein sein Gründungsfest. Viele Vereins und Familienfeste datier hier ihren Platz, ich nenne nur den Gemischter Chor Harmonie Rellingen e.V., den Rellinger Pfeifenclub, die Liedertafel und den Gärtnerverein Rellingen. Die Besitzer wechseln allerdings noch mehrfach in der ersten Hälfte des Jahrhunderts: Schon 1904 heißt der Besitzer Heinrich Schmidt, und 1922 übernimmt Johann Jacob Blohm das Lokal an der Hauptstraße. Eine Postkarte aus dieser Zeit zeigt ‘Blohms Gasthof’ , Restaurant und Ball Lokal in der heutigen unverwechselbaren Gestalt. Ältere Rellinger erinnern sich an die vielfältigen Veranstaltungen in Blohms Gasthof: Stiftungsfeste, Maskeraden, Kinderfeste und Theateraufführungen Auf dem Blohmschen Saal erlernten viele Rellinger Jungen und Mädchen die ersten Tanzschritte beim Tanzlehrer Rohwedder oder der Tanzschule Paulsen. 1937 übernimmt Ferdinand Hülst den nunmehr ‘Rellinger Hof’ genannten Gasthof und richtet dort ein Kino ein, die ‘Rellinger Lichtspiele’. Für uns Jugendliche war dies ein besonders erfreuliches Ereignis, mußten wir doch nicht mehr zur ‘Schauburg’ nach Pinneberg, um ins Kino zu gehen. 1941 erwirbt der Kinobesitzer Gustav Schümann den ‘Rellinger Hof’. Konzessionsinhaber wird 1942 sein Bruder Hans Schümann, der Großvater der jetzigen Inhaberin. Hans Schümann erhielt ferner die Genehmigung zur Einrichtung von Fremdenzimmern. Die ‘Rellinger Lichtspiele’ waren in den Kriegs  und unmittelbaren Nachkriegsjahren stets gut besucht, obwohl bis 1945 manche Filmvorführung durch Fliegeralarm vorzeitig beendet wurde. Die Wirren des Krieges und die Nachkriegszeit hat der ‘Rellinger Hof’ relativ gut überstanden. Zum einträglichen Kinogeschäft trat 1949 noch eine Verkaufsgenehmigung für Speiseeis. Die Seele des Geschäfts wurde jetzt mehr und mehr die Ehefrau des Besitzers, Antonie Schümann. Sie saß Abend für Abend in einem kleinen Verschlag am Eingang des Saales und verkaufte Kinokarten, tatkräftig unterstützt von ihrer Tochter Inge und Schwiegersohn Jonny Schleßelmann. Noch aus einem anderen Grunde war das Kinogeschäft wichtig: Der Bier und Schnapsausschank ging Mitte der fünfziger Jahre bedrohlich zurück, wie der Deutsche Gaststättenverband mit Bedauern feststellte. Gleichzeitig bestätigten die Brauereien, daß der Flaschenbierkonsum erheblich zugenommen habe. In den ‘Kieler Nachrichten’ wird diese Tatsache im Mai 1954 wie folgt kommentiert: “Die Männer gehen wieder lieber nach Hause, weil sie sich daheim wohlfühlen”. In diesen Jahren half das Kino, Einkommenseinbußen im Schankgeschäft aufzufangen und den Weiterbestand des Rellinger Hofs zu sichern. Doch Anfang der sechziger Jahre zeichnet sich ein neues Problem ab. Die stürmische Entwicklung des Fernsehens läßt den Kinobesuch stark zurückgehen. Jonny und Inge Schleßelmann hatten den Rellinger  Hof die Lichtspiele 1959 von Inges Eltern gepachtet und 1962 erworben. Nun galt es, eine neue Konzeption zu entwickeln: Sie stellten den unrentabel gewordenen Kinobetrieb ein und bauten die Gastronomie aus. Der renovierte Saal wurde von den Rellinger Vereinen und von der Bevölkerung wieder gern angenommen. Es finden Bälle, Maskeraden, Karnevalsveranstaltungen und Konzerte statt, und zu Familienfesten geht man gern in den Rellinger Hof. Gleichzeitig begann eine rege Bautätigkeit, die sich in Etappen bis 1990 hinzog. 1964 wurde im Haupthaus der Dachboden zu Hotelzimmer ausgebaut, 1975 die Veranda erweitert und mit beweglichen Wänden zum Saal hin neu gestaltet. Die Fertigstellung dieser Baumaßnahmen nahm das Ehepaar Schleßelmann zum Anlaß, das 75 jährige Bestehen des traditionsreichen Hauses festlich zu begehen. Zahlreiche Gäste aus dem Kreis Pinneberg brachten ihre guten Wünsche für das weitere Wohlergehen des Hauses dar. Im nächsten Jahr, 1976, wird der Umbau des Saales in Angriff genommen. Als die Inneneinrichtung fertig war, vernichtete ein Schadenfeuer das Inventar des Saales und beschädigte auch die übrigen Räume schwer. Da die Umgestaltungspläne noch vorlagen, gelang es den Eigentümern, in wenigen Monaten die Schäden zu beseitigen und das Lokal wieder zu eröffnen. 1978 wird die Remise aufgestockt und eine Wohnung sowie sechs Doppelzimmer eingerichtet. Auch hier legten Inge und Jonny Schleßelmann besonderen Wert darauf, die historische Fassade des Gebäudes zu erhalten. 1984/85 wird der Rellinger Hof um das Gebäude Kirchenstraße 2 erweitert. 11 Fremdenzimmer werden eingerichtet. Da das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete Haus im Kirchenbereich steht, wurden alle baulichen Veränderungen im guten Einvernehmen mit der Kirchengemeinde durchgeführt.
Im Jahre 1986 verlagerte die Firma Hermann Meyer ihrer Betrieb .zum ‘Hall’ und veräußerte ihre Immobilie in der Hauptstraße. Für das Ehepaar Schleßelmann stellte sich die Frage nach der Erweiterung des Hotels. Nach einigen schlaflosen Nächten und vielen Gesprächen in der Familie fällt die Entscheidung: das 3.200 m große Grundstück gegenüber dem ‘Rellinger Hof’ wird gekauft und das ehemalige Meyer Gebäude zum Gästehaus umgebaut Die Umbauarbeiten finden 1987 statt, die neuen Zimmer werden auf das gediegenste eingerichtet, jedes Zimmer hat seinen eigenen Charakter. Die Fassade zur Hauptstraße hin wird dem ‘Rellinger Hof’ angepaßt, trotzdem ist die frühere Wirtschaft ‘Zur alten Post’ von J.C.Meyer noch erkennbar. 1990 schließlich werden weitere Gästezimmer im ‘Haus Kastanie’ eingerichtet, wodurch sich die Bettenzahl in allen Gebäuden auf 70 erhöht. All diese baulichen Aktivitäten neben dem normalen Hotel und Gaststättenbetrieb konnte das Ehepaar Schleßelmann nur unter großem persönlichen Einsatz Leisten. Durch Großzügigkeit in der Behandlung das Personals hatten sie immer geeignete Fachkräfte zum richtigen Zeitpunkt zur Hand, und Inge scheute sich nicht, ihre Angestellten auch noch nach Mitternacht mit ihrem Auto nach Hause zu bringen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dankten es ihnen durch langjährige Treue zum Haus, durch fleißige Arbeit und unbedingte Loyalität. Hinzu kam die Mitarbeit der Kinder, die in einem Familienbetrieb unerläßlich ist und von ihnen selbstverständlich geleistet wurde. Jonny wirkte darüber hinaus in der Verbandsarbeit des Gasstättenverbandes mit und engagierte sich mehrere Jahre im politischen Leben seines Heimatortes. Neben seinem Organisationstalent und einem starken Gestaltungswillen hatte er die Gabe, Menschen anzusprechen und ihnen das Gefühl zu geben, ganz auf sie einzugehen. So hieß es bei vielen Gästen nicht mehr: wir gehen in den ‘Rellinger Hof’ sondern wir gehen zu Jonny. Auch manch ungewöhnlicher Weg wurde beschritten, um das Veranstaltungsangebot zu bereichern. Von einigen Sylvesterfeiern ist überliefert, daß der Wirt um Mitternacht lebende Glücksferkel verloste, was die Gewinner doch in arge Verlegenheit brachte. Die Geschichte des ‘Rellinger Hofes’ spiegelt sich in den Geschehnissen der letzten 100 Jahre wider. In die Zeit des industriellen Aufschwungs im deutschen. Kaiserreich um die Jahrhundertwende fällt der Bau des Haupthauses durch Franz Wördemann. In dieser Zeit entstanden auch zahlreiche prächtige Villen der Baumschulenbesitzer im Raum Halstenbek/ Rellingen. Doch mit dem Beginn des 1. Weltkrieges 1914 nahm diese Zeit ein jähes Ende. Der häufige Besitzerwechsel im ‘Rellinger Hof’ während der ersten 40 Jahre des 20. Jahrhunderts zeugt von der Instabilität der neuen Zeit. Der erste Weltkrieg, die wirtschaftlich schwierigen 20 er Jahre mit Inflation und Weltwirtschaftskrise, der zweite Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen machten es den Gastwirten schwer, ein solides, dauerhaftes Geschäft aufzubauen. Sie mußten, wie wir gesehen haben, ein ganz neues Gewerbe (Kino) in den Betrieb hinein nehmen oder zu Nebeneinkünften (Eisdiele) greifen. Erst ab Mitte der sechziger Jahre, mit der Übernahme des Rellinger Hofes durch Inge und Jenny Schleßelmann, konnten die Besitzer konsequent das Ziel verfolgen, die Gastronomie in diesem Hause auf einen hohen Leistungsstand zu führen. Diesem Ziel dienten die geschilderten baulichen Veränderungen und Erweiterungen, hinzu kam eine Umgestaltung und Modernisierung des Küchenbereichs, denn dieser wurde immer mehr zum wichtigsten Teil der Gastronomie. An die Qualität und Vielfalt der Speisen werden von den Gästen höchste Anforderungen gestellt. Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in unserem Lande kam ihnen bei diesen Bestrebungen entgegen. Die materielle Lage der Menschen verbesserte sich langsam aber stetig, und ein steigender Wohlstand versetzt sie immer mehr in die Lage, sich einer gepflegten Gastlichkeit hinzugeben. Dieser Entwicklung wurde im Rellinger Hof Rechnung getragen, und so haben Inge und Jonny Schleßelmann in über 30 Jahren ihren Gasthof zu einem der führenden Häuser in der Gastronomie des Kreises Pinneberg gemacht. Mit ihrem Tod 1994 (Jonny Schleßelmann) und 1998 (Inge Schleßelmann) endeten die Jahre des Aufbaus, und letztlich können wohl nur die Familienangehörigen ermessen, welche Lücken beide hinterlassen habe.

Glücklicherweise hat sich die Liebe zum Gastwirtsberuf in der Familie vererbt. Tochter Margrit absolvierte 1966 die Hotel- und Gaststätten Berufsfachschule am Tegernsee und trat in das elterliche Geschäft ein. 1990 erhielt sie als erste Frau Kreis Pinneberg den ‘Wirtebrief’, den Nachweis für fachliche Qualifikation für Küche, Service, Betriebswirtschaft, Gewerbe Lebensmittelrecht. So konnte sie nach dem Tode ihrer Eltern den Betrieb ganz in deren Sinne weiterführen. Unterstützt wird Frau Ehlers Schleßelmann von ihrer Tochter Stefanie Ehlers, die 1993 die gleiche Ausbildung an der Berufsfachschule am Tegernsee abschloß und, wie ihre Mutter, im Jahre 2000 den ‘Wirtebrief’ erhielt. Und um das leibliche Wohl der Gäste kümmert sich Sohn Florian Ehlers, der den Beruf des Kochs erlernte und der Küche vorsteht. So sind auch nach dem hundertjährigen Jubiläum alle Vorausatzungen für das weitere Gedeihen des Rellinger Hofs gegeben, und ich wünsche meiner Nichte Margrit, ihrer Familie, und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Glück und Freude an der Arbeit in ihrem schönen Beruf.

Besitzerfolge der letzten 100 Jahre nach dem Liegenschaftsbuch

Hinrich Wördemann
1881 Franz Daniel Wördemann
1904 Heinrich Schmidt, Gastwirt
1921 Wilhelm Hubert Deden
1921 Otto Carl Emperle
1922 Joh. Jacob Blohm
1937 Adolf Schmidt, Maurer
1938 Ferdinand Hülst
1941 Gustav Heinrich Schümann
1958 Tim. Julio Schümann Hamburg
1963 Jonny Schlesselmann und Frau Inge, geb. Schümann
 

Pinneberger Tageblatt, 6. Juni 1975

Von der Bierkneipe zum Speiselokal-Rellinger Hof besteht seit 75 Jahren

Der Rellinger Hof, traditionsreiche Gaststätte neben der Rellinger Kirch, wird in diesen Tagen 75 Jahre alt. Aus diesem Anlaß wird der heutige Besitzer Jonny Schleßelmann morgen um 11 Uhr eine Empfang geben und gleichzeitig eine Erweiterung seiner Betriebsräume präsentieren.
Jonny und Inge Schleßelmann wissen über die Geschichte ihres Lokals einiges zu erzählen: “Bereits 1823 wurde hier ausgeschenkt. Damals stand hier noch ein Landgasthof mit Durchfahrt und Ausspannen der Pferdekutschen.” Rellingen war als Kirchspiel zu jener Zeit nach Schleßelmanns Worten kultureller Mittelpunkt, “wenn die Kneipen auch nur von den Beerdigungen lebten”.
1900 erbaute Franz Wördemann, Großvater des heutigen Wirts der Stumpfen Ecke, das Hauptgebäude des Rellinger Hofs. Besitz und Pacht der Gaststätte wechselten in den folgenden 40 Jahren auf sieben weitere Eigentümer über. 1937 baute der damalige Besitzer Ferdinand Hülst ein Kino ein, seither lief der Gastbetrieb nur mehr nebenbei.
Inge Schleßelmanns Vater Hans Schümann besaß von 1941 an über 18 Jahre das Pachtrecht im Rellinger Hof. Seit 1946, nach der Heirat mit Inge Schümann, arbeitete auch Jonny Schleßelmann bei seinen Schwiegereltern mit. 1959 übernahm das Ehepaar Schleßelmann als Pächter den Hof, drei Jahre später ging er in ihren Besitz über. “In dieser Zeit haben wir uns bemüht, den Rellinger Hof laufend zu verbessern. Zunächst mußten wir den Kinobetrieb wegen des Fernsehüberangebots einstellen.” Der Küchenbetrieb wurde weiter ausgebaut, Fremdenzimmer eingerichtet – heute verfügt der Rellinger Hof über 20 Betten – und der Tanzsaalbetrieb wieder aufgenommen. “Wir haben uns von einer Bierkneipe zum Speiselokal entwickelt”, meint Inge Schleßelmann stolz.
Durch den Ausbau zur Hauptstraße hin wurde zusätzlicher Raum für 120 Personen geschaffen. Für die Gestaltung der in nur sieben Wochen fertig gestellten Räumlichkeiten bezeichnet der Rellinger Architekt Walter Sauermilch verantwortlich.
Die Zukunft des Familienbetriebs scheint gesichert: “Unsere Tochter Margrit hat sich den richtigen Mann geangelt”, erklärte Inge, denn Jan Ehlers ist gelernter Koch. Schleßelmanns jüngere Tochter Edda arbeitet als Sekretärin. “Opa Jonny”, hat das Gefühl, daß auch die nächste Generation (Enkel Florian, zwei Jahre) dem Rellinger Hof treu bleibt. Schleßelmann ist seit 15 Jahre –Vorsitzender des Berufsverbands in Rellingen und Umgebung und seit 9 Jahren CDU-Kommunalpolitiker.
 

Pinneberger Tageblatt, 20. April 1978

Früherer Schweinestall wird Hotel-Erweiterungsbau

Wo früher Schweine gemästet und Kutschen untergestellt wurden, sollen sich ab Mitte Juni in sechs Doppelzimmern mit Dusche oder Bad, Telefon und Farbfernseher Hotelgäste wohl fühlen. Mit einem finanziellen Aufwand von 450.000 Mark erweitert der Gastronom Jonny Schleßelmann das einzige Hotel in Alt-Rellingen den Rellinger Hof.

An der Richtfeier nahmen neben den Arbeitern der am Bau beteiligten Firmen auch zahlreiche Gemeindevertreter und Bürgervorsteher Otto Stummer teil. "“Die Gastronomie eines Ortes ist mit seinem Ansehen ganz eng verbunden”, betonte Stummer beim Richtschmaus.
Schleßelmann, dessen Rellinger Hof erst 1976 durch ein Großfeuer zerstört worden war – zwischenzeitlich ist er schöner denn je wieder aufgebaut worden, kündigte an, daß dies nicht das letzte Richtfest gewesen sei. Unter der Bauleitung des Pinneberger Architekten Walter Sauermilch wird derzeit ein Nebengebäude des Rellinger Hofes, in dem zuletzt landwirtschaftliches Gerät und Kraftfahrzeuge untergestellt waren, umgebaut, um die Zahl der Zimmer des Hotels von 10 auf 16 zu erhöhen und eine Privatwohnung für das Wirtsehepaar zu schaffen. Im Rellinger Hof können nach Fertigstellung 28 Gäste gleichzeitig komfortabel untergebracht werden.

Die Fassade der 1870 gebauten Remise bleibt an der Hauptstraße erhalten. Bauherr und Architekt legen großen Wert darauf, daß das Haus der Rellinger Kirche optisch angepaßt bleibt.
 

Pinneberger Tageblatt, 13. Dezember 1986

Clubraum und Zimmer mit französischem Bett geplant

Für 1 Million Mark wir das ehemalige Meyer- Gebäude zum Gästehaus umgebaut

Gleich nach den Feiertagen beginnen in dem ehemaligen Meyer-Gebäude in Rellingens Hauptstraße 42 die Bauarbeiten. Für rund 1 Million Mark läßt der neue Eigentümer Jonny Schleßelmann das alte Haus zu einem komfortablen Gästehaus mit 35 Betten gegenüber seines Hotels “Rellinger Hof” ausbauen.

Für die Gestaltung hat er sich den Rellinger Rathaus-Architekten Jochen Voss ausgeguckt. Wie berichtet hatte Schleßelmann das Haus auf dem insgesamt rund 3200 Quadratmeter großem Grundstück für 1,1 Millionen Mark über die Gemeinde als Zwischenkäufer von Meyer erworben. Rund 1500 Quadratmeter des Grundstücks sind mit als Lagerhallen genutzten Gebäuden überbaut.

Zunächst läßt Schleßelmann jedoch nur das Meyer-Geschäftshaus umbauen und will eine der Hallen als Großgarage für seine Gäste nutzen. Im Juni können nach der Vorstellung des Bauherren die ersten Besucher kommen. Die Nutzungsmöglichkeiten auf dem Gelände sind beachtlich:”Ich habe schon meinem Enkel Florian erzählt, daß er hier später einmal eine Kegelhalle bauen kann”, erzählt der 65 Jahre alte Rellinger-Hof-Besitzer. Auch als Wohnungen oder Hotelerweiterungen lassen sich die aneinander gebauten Häuser durchaus später nutzen, erzählt er.

Das Gästehaus im vorderen Bereich an der Haupstraße soll wieder so hergerichtet werden, wie es auf alten Bildern noch zu sehen ist. Die Eingangstür wird ausgetauscht und die großen Schaufenster im Erdgeschoß durch kleine Sprossenfenster ersetzt. Nur die Außenmauern und tragenden Wände bleiben stehen. Die Fassade wird dem Rellinger Hof angeglichen und im Dachgeschoß sind Giebelfenster geplant. Im Erdgeschoß sind eine großzügige Eingangshalle mit Rezeption, ein auch als Seminarraum teilbarer Frühstücksraum, Lager, Toiletten und ein Büro für Tochter Susanne vorgesehen.

Zudem soll ein “uriger Clubraum” eingerichtet werden, in dem ausgefallene Speisen – “ vielleicht Kapitänsessen” – so Schleßelmann, bestellt werden können. Auch mit Videoanlagen und Projektoren für Fachseminare will der Gastwirt das neue Haus bestücken. Vier Doppelzimmer mit Bad und WC haben zudem im Erdgeschoß Platz. Im ersten Stock sind weitere vier Doppelzimmer und acht Einzelzimmer mit französischen Betten geplant. Im teilweise ausgebauten Dachgeschoß können drei Paare Unterkunft finden.

Das Treppenhaut befindet sich später in der Mitte des Gebäudes und wird durch einen Lichtschacht im Dach mit Tageslicht versorgt. Nach Fertigstellung dieses Projektes hat Schleßelmann in seinem “Rellinger Hof”, im Gästehaus Kirchenstraße und in der Hauptstraße insgesamt 80 Betten zur Verfügung: “Das Geschäft läuft ausgezeichnet”, berichtet er. “ Ich hätte das Meyer-Haus schon oft mitvermieten können....”.

Dennoch betont der Eigentümer die Parkplatzsituation vor seinem Hotel sei der Grund für den Kauf des gegenüberliegenden Grundstücks gewesen.

Im übrigen habe auch die Gemeinde großes Interesse daran gehabt, daß er das Grundstück kauft. “Dadurch, daß beide gegenüberliegenden Grundstücke in einer Hand sind, läßt sich das Gehweg-Problem vor dem “Rellinger Hof” lösen”, so Schleßelmann. Auvh dafür gibt es schon Pläne. Zwar wollte sich Schleßelmann nicht, wie von der Rellinger SPD gewünscht, beim Grundstückskauf verpflichten, das Gehwegproblem zu lösen: “Ich laß mich nicht knebeln”, aber er habe sich “freiwillig” Gedanken gemacht.

Der Eigentümer gibt auf der Straßenseite des neuen Gästehauses einen Grundstücksstreifen von 60 Quadratmetern an die Gemeinde ab, damit die Straße ein Stück auf diese Seite verlegt werden kann. Dadurch ist auf der Seite vor dem Hotel Platz für einen Geh- und Radweg entlang des Hauses.
 

Pinneberger Tageblatt, 1. Juli 2000

Seit 100 Jahren die erste Adresse

Heute Jubiläumsfeier im Rellinger Hof / 200 Gäste geladen / Familienbesitz in der dritten Generation
Der Rellinger Hof wird 100 Jahre alt. Mehr als 200 Gäste sind heute eingeladen mitzufeiern. Anfänglich als Gaststätte genutzt, entwickelte sich das Traditionshaus zum florierenden Unternehmen.

Justus Frantz liebt ihn, Gerhard Stoltenberg nutzt ihn und Heintje sowie der legendäre Showmaster Vico Toriani hinterließen bleibende Eindrücke - der Rellinger Hof ist nicht nur für die Bürger der Gemeinde die erste Adresse. Das traditionsreiche Haus lockt auch nationale und internationale Gäste an. heute wird das markante Gebäude im Schatten der Rellinger Kirche 100 Jahre alt.
1900: Zeit der Wende, Aufbruchstimmung. Auch für den Pinneberger Gastronomen Franz Wördemann. Der packte seinen ganzen Mut und Erspartes zusammen und investierte alles in das heutige Stammhaus in der Hauptstraße 31. Zuvor musste noch ein wuchtiger Vorgänger-Bau “geschliffen“ werden, der auch schon als Gaststätte genutzt wurde.

Wördemann hielt sich nicht lange. Bereits ab 1904 trat Heinrich Schmidt hinter den Tresen. “Schmidt‘s Gaststätte“ war die “Szene Kneipe“ in der Zeit. Kein Wunder. Ballsaal, Salon, Kaffeegarten und Kegelbahn waren die Attraktionen der Gegend.

Und die Älteren der Gemeinde werden sich an die rauschenden Bälle, bunten Maskeraden und Stiftungsfeste erinnern, die zwischen 1922 bis 1936 unter der Regie des neuen Besitzers Johann Jacob Blohm zur Legendenbildung des Gebäudes beitrugen.
Trotz Kriegswirren setzte Gustav Heinrich Schümann mit Frau Antonie ab 1941 Maßstäbe. Er baute drei Fremdenzimmer und legte damit den Grundstein für den heutigen Hotelbetrieb Rellinger Hof. 1959 übernahm Tochter Inge mit Ehemann Jonny Schleßelmann den Betrieb. Bis heute wird das Jubiläums-Gebäude in dritter Generation geführt.

“52 Zimmer stehen jetzt für Geschäftsleute, Festivalbesucher und traditionsbewusste Gäste offen“, sagt Margrit Ehlers-Schleßelmann - die Einkommensquelle für einen florierenden Betrieb. Die agile 52-jährige Geschäftsleiterin führt seit dem Tod der Eltern die Geschicke. Und die vierte Generation hilft schon tatkräftig mit. Sohn Florian, gelernter Koch (27) und Restaurant-Fachfrau Stefanie (23) sind “ein Glückstreffer“ für den Rellinger Hof, so die Mutter.

Noch ein Blick zurück in die Historie. Heute gibt es TV-Geräte für entspannte Stunden. Von 1937 bis 1963 wurde aus dem Saal der Gaststätte ein Kino - die Attraktion in der Gemeinde. Dort konnten die Rellinger unbeschwerte Stunden verbringen, an die sich Margrit Ehlers Schleßelmann auch gern zurückerinnert.
Der Rellinger Hof ist das Herzstück — in näherer Umgebung gibt es noch weitere Gebäude, die heute im Besitz sind: 1987 kaufte die Familie das gegenüber vom Hauptgebäude liegende Haus von Pott Meyer (früher Gastwirtschaft “Zur alten Post“ von J. C. Meyer) und eröffnete dort 1987 eine Dependance. 1990 kam mit dem Haus Kastanie, dem ehemaligen Kutscherhaus von Meyer, ein weiteres Gebäude dazu.

Am heutigen Sonnabend steht Rellingen Schlange. “Mehr als 200 Gäste sind eingeladen. Und keiner von ihnen hat abgesagt“. so Margrit Ehlers Schleßelmann in freudiger Vorahnung. So manche Jubiläumsgabe wird den großen Saal in Zukunft schmücken.

Für den Zeitraum vom 2. bis 16. Juli hat die Familie eine besondere Jubiläumsidee: Unter dem Motto “100 Jahre - 100 Groschen“ gibt es einen Mittagstisch für zehn Mark. Ganz wie zu “Großmutters Zeiten“.
 

Pinneberger Tageblatt, 3. Juli 2000

“Wichtigstes Gebäude zwischen Kirche und Rathaus”

Mehr als 200 Gäste beim Empfang zum 100-jährigen Bestehen des “Rellinger Hofs”

Eine weitere Hürde auf ihrem nicht immer leichten Lebensweg hat Margrit Ehlers-Schleßelmann gut gemeistert: “Es ist meine erste Rede vor einem so großen Publikum”, gestand die Geschäftsleiterin vom “Rellinger Hof” anläßlich des Empfangs zum 100-jährigen Bestehen des Hotels und Restaurants (wir berichteten ). Mehr als 200 Freunde und Gäste des Hauses waren der Einladung gefolgt. Diese überbrachten Glückwünsche und Präsente, gingen auf die Verdienste der jeweils Verantwortlichen ein. Zu den Gratulanten zählten Bürgervorsteher Albert Hatje, Bürgermeister Joachim Dierks, Stefan Pluder, Geschäftsführer vom Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), Peter Leisching, Vorsitzender des Kreisverbands Pinneberg der DEHOGA, sowie Ulrich Grobe, Leiter der Elmshorner Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer zu Kiel.

Rückblickend erinnerte Margrit Ehlers-Schleßelmann, an den Elan und Mut ihrer Eltern. “Mit großer Freude und Dankbarkeit” führte sie den Betrieb weiter, unterstützt von ihren Kindern Florian und Stefanie sowie treuen Mitarbeitern.
Bürgervorsteher Hatje bezeichnete den ‘Rellinger Hof’ als wichtigstes Gebäude zwischen Kirch und Rathaus, das 100 Jahre “im Dienste des Gastes sowie des Rellinger Bürgers” gestanden habe. Ebenso wichtig sei aber die “Kleine Kneipe in unserer Straße”. Er selbst, so Hatje, sei ein Verfechter der freien Marktwirtschaft und gegen die Nutzung von Gemeindezentren für Feiern. “Es ist besser von einem Gastronomen Steuern einzunehmen, als Steuern auzugeben für Gastronomie in artfremden Häusern”, schlug Leisching in dieselbe Kerbe. Engagement, unternehmerische Weitsicht und Optimismus attestierte IHK-Geschäftsstellenleiter Grobe der Leitung des “solide geführten Unternehmens”. Ein Konzept, das auch künftig aufgehen werde.
 

 

Zusammenstellung der Daten zum zum Rellinger Hof

Zusammengestellt von Erhard Helms

Grundlage für die Betrachtung ist u. a. die Zusammenfassung „Rellingen und seine Höfe 1702 bis in die Gegenwart“ von den Damen Heitmann und Nowara.

Die Geschichte dieser Hofstelle oder Gastwirtschaft läßt sich im Hinblick auf die Eigentumsverhältnisse bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.
Ich möchte „nur“ in etwa die letzen 100 Jahre betrachten.
1881 Eigentümer Franz Daniel Wördemann, vorher Hinrich Wördemann.
Es bestand bereits der Gesangverein „Gemischter Chor Harmonie Rellingen e. V. „. 1872 trafen sich im Gasthof J. C. Meyer – dem jetzigen Gästehaus des „Rellinger Hofes“ – 12 Gründungsmitglieder – u. a. Franz Daniel Wördemann – um eine „Liedertafel“ zu gründen. Das 25jährige Jubiläum wurde am 4.7.1897 mit Festbällen in den Sälen Timm und Wördemann gefeiert.
Der Pfeifenclub – der hier oft präsent ist – gründete sich am 15.8.1893.
Im Lokal F. Wördemann wird im April 1887 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Sie löst sich zunächst 1899 wieder auf.
Nach der Schulchronik findet im Wördemann`schen Gasthof ein Kinderfest statt.
Am 1.2.1900 treffen sich 38 Männer bei Franz Wördemann und gründen den Rellinger Turnverein. Im Gründungsjahr finden bereits 3 Bälle statt. Die Übungsabende sind ebenfalls bei Wördemann.
Seit 1902 gibt es den Gärtnerverein Rellingen, der in einer ehemaligen Rellinger Gastwirtschaft ein Gärtnerheim errichtete. Dieses Gebäude – jetzt Wohnhaus – Ecke Ehmschen/Rellinger Straße – führte bis zum Beginn der 20ziger Jahre die Bezeichnung „Rellinger Hof“.
Ab 1904 Heinrich Schmidt, Gastwirt, Salon, Garten und Kegelbahn – lt. Postkarte –
Der Haushalt der Gemeinde Rellingen schließt in Einnahme und Ausgabe 1908 mit 35.660,-- Mark ab.
Die erste Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr wurde zum 3.1.1908 im Lokal des Heinrich Schmidt einberufen. 32 aktive und 1 soziales Mitglied hatten ihren Beitritt erklärt.
Am 31.8.1914 gründet sich der Vaterländische Frauenverein Rellingen, der Vorläufer des DRK.
Für 1 Jahr – 1921 – sind Deden und Emperle im Höfebuch verezeichnet.
1922 übernimmt Joh. Jacob Blohm das Lokal an der Hauptstraße.
Der Name Blohm ist durch die Gastwirtschaft, den Saal und die Kegelbahn, die im jetzigen Garten errichtet war, nicht nur in Rellingen bekannt.
Die Gemeindevertreter beschließen über die Ausgabe von Notgeld und über einen Antrag, gerichtet an die Pinneberger Bank, einen Kredit von bis zu 300.000,-- Mark einzuräumen.
Der Rellinger Turnverein feiert in 3 Sälen – Blohm, Nönchen und Timm – 1925 sein 25. Stiftungsfest.
Die Maskerade des Pfeifenclubs bei Blohm und Nönchen ist 1929 eine gelungene Veranstaltung.
Das Kindergrün der Volksschule findet u. a. in den Räumen bei Blohm statt.
Viele Rellinger Jungen und Mädchen erlernten ihre ersten Tanzschritte beim Tanzlehrer Rohwedder und später bei der Tanzschule Paulsen auf dem Blohmschen Saal.
In der Durchfahrt verkaufte Fisch-Schneider von seinem Wagen 3 x wöchentlich frische Fische.
1929 gründet sich der Theaterverein Rellingen, dem insbesondere große Verdienste für die Pflege der niederdeutschen Sprache zuerkannt werden müssen.
Nach Maurer Adolf Schmidt wurde am 9.9.1937 Ferdinand Hülst die Erlaubnis zum Betrieb einer Gast- und Schankwirtschaft im Rellinger Hof erteilt.
Eine einschneidende Veränderung im Ortsbild der Gemeinde Rellingen.
Mit Bauschein Nr. 267/1937 wird Herrn Ferdinand K. O. Hülst auf dem Grundstück Rellingen, Pinneberger Chaussee die Genehmigung zum Einbau eines Kinos erteilt.
Der sogenannte Gebrauchsabnahmeschein datiert vom 29.7.1938.
In der Zeit beschloss die politische Gemeinde den Schulneubau an der Schmiedestraße und eine Ortssatzung über die Reinigung öffentlicher Wege.
Die größeren Vereinsveranstaltungen fanden nunmehr bei Bernhard Nönchen und Joh. Timm statt.
1941 erwarb Gustav Heinrich Schümann den Rellinger Hof und Konzessionsinhaber wurde am 8.4.1942 Hans Schümann, der Großvater der jetzigen Inhaberin.
Hier ist auch „Fremdenbeherbergung“ aufgeführt und gemäß Bauschein vom 18.12.1941 des Kreises Pinneberg wurde Hans Schümann die Genehmigung zum Einbau von Fremdenzimmern erteilt.
Die Rellinger Lichtspiele waren stets gut besucht. Alle Veranstaltungen waren damals aber geprägt von den Kriegsereignissen und so manche Filmvorführung wurde durch „Fliegeralarm“ beendet.
In 1942 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr Egenbüttel und das Budget der Gemeinde betrug 209.500,-- Reichsmark.
Die Wirren des Krieges und die Zeit danach hat der Rellinger Hof relativ gut überstanden und mit Wirkung vom 1.3.1949 geht die Konzession von Hans auf Ehefrau Antonie Schümann über mit der gleichzeitigen Genehmigung zum Einbau eines Verkaufsraumes für Speiseeis.
Antonie Schümann war es auch, die Abend für Abend in einem kleinen „Verschlag“ am Eingang des Saales saß und Kinokarten verkaufte. Die Währungsreform 1948 relativierte hier allerdings die Besucherzahl. Die Nachfrage nach Speiseeis war aber groß.
Im Vereinsleben ging es jetzt wieder aufwärts. Zu den sogenannten „alten Vereinen“ kam 1950 der Bund der vertriebenen Deutschen und 1952 der Schützenverein Rellingen.
1958 wird Tim Julio Schümann, Hamburg, Eigentümer des Rellinger Hofes.
In der Gemeinde treten Ortssatzungen über die Müllabfuhr und Abwasseranlagen in Kraft.
1960 erhält Jonny Schlesselmann die Erlaubnisurkunde zum Betrieb einer Gastwirtschaft. 1962 wird diese Erlaubnis für den früheren Saal des Filmtheaters erweitert.
1963 geht der Rellingern Hof an Jonny Schlesselmann und Frau Inge geb. Schümann über, nachdem beide bereits seit 1959 den Rellinger Hof von den Schwiegereltern gepachtet hatten.
Nicht nur der allgemeinen Entwicklung der 60ziger Jahre, sondern besonders dem Engagement der beiden ist der Aufwärtstrend des Rellinger Hofes zuzuschreiben.
Die Einstellung des Kinobetriebes wegen des Fernsehüberangebotes, der Ausbau des Küchenbetriebes und die Errichtung von Fremdenzimmern sind hier zu nennen.
Die Gemeindevertretung befasst sich mit der Errichtung des Ehrenmals, der Amtskette des Bürgermeisters und dem Planfeststellungsverfahren Ausbau der B 5 Hempbergstraße/Hallstraße.
Der Saal im Rellinger Hof wird von den Vereinen wieder gern angenommen. Es finden hier Kränzchen, Bälle, Maskeraden, Veranstaltungen zum Karneval und auch Konzerte des Musikkorps der Landespolizei Schleswig-Holstein unter Trägerschaft der Freiwilligen Feuerwehr statt.
1964 Umbau des Dachbodens zu Hotelzimmern.
1974 Umbau der Durchfahrt, in der 1968 noch das Eichamt Gewicht prüfte, als Garage.
1975 Umbau der Veranda.
1974 gründet sich der Musikzug Rellingen e. V., 1976 der Heimatkundeverein Rellingen.
Wer erinnert sich nicht an die weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannten Silvesterfeiern im Rellinger Hof.
Einige Male wurden beim Silvester-Ball lebende Ferkel verlost.
Das Pinneberg Tageblatt schrieb am 2.1.1976:
„Gastwirt Jonny Schlesselmann vom Rellinger Hof – im roten Bademantel, um sich vor dem Schmutz zu schützen, machte Gewinnerin Dieta Rolfes mit ihrem neuen Besitz bekannt. Die Rellingerin war zunächst verwirrt: „Muss ich das Tier jetzt melken?“ Die in der Landwirtschaft unkundige Gewinnerin hatte sich jedoch schnell gefasst: „ Wir räumen unsere gute Stube aus, ziehen in die Küche und benutzen die Terrasse als Auslauf,“ verkündete sie ihrem verblüfften Ehemann.“
Durch ein Schadenfeuer wird im Januar 1977 der Saal und die gesamte Einrichtung vernichtet und auch die übrigen Räumlichkeiten in Mitleidenschaft gezogen.
Durch den unermüdlichen Einsatz der Eigentümer ist am 21.2.1977 bereits die Wiedereröffnung des Lokals und im gleichen Jahr findet mit dem Reiterball die erste Veranstaltung nach dem Feuer statt.
1978 wird die Remise aufgestockt und 1 Wohnung und 6 Doppelzimmer errichtet. Die Fassade der 1870 gebauten Remise wird auf besonderen Wunsch des Bauherrn erhalten, damit das Haus der Rellinger Kirche optisch angepasst bleibt.
Der Rellinger Hof wird 1984-85 um das Gebäude Kirchenstraße 2 erweitert. In den 80ziger Jahren finden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Da das Gebäude, da in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, im unmittelbaren Kirchenbereicht steht, wurden die baulichen Veränderungen im guten Einvernehmen mit der Gemeinde durchgeführt.
Das Jahr 1986 wird später einmal ein historisch wichtiges Jahr sein. Die Firma Hermann Meyer verlagert ihren Betrieb zum „Hall“ und veräußert ihre Immobilien an der Hauptstraße. Für Jonny Schlesselmann stellt sich die Frage nach der Erweiterung seines Hotels. Nach sicherlich einigen schlaflosen Nächten und vielen Gesprächen in der Familie fällt die Entscheidung. Das 3.200 qm große Grundstück gegenüber dem Rellinger Hof wird über die Gemeinde als Zwischenkäufer von Meyer erworben. Die Presse schreibt am 23.12.1986: „Für 1 Million Mark wird das ehemalige Meyer-Gebäude zum Gästehaus ausgebaut, Clubraum und Zimmer mit französischen Betten geplant.“
Die Umbauarbeiten finden 1987 statt. Das Bettenangebot erweitert sich erheblich, die Fassade wird dem Rellinger Hof angepasst und trotzdem ist die Wirtschaft „Zur alten Post“ J.C.Meyer noch erkennbar.
Damit waren die baulichen Aktivitäten noch nicht abgeschlossen. 1990 werden weitere Fremdenzimmer im „Haus Kastanie“ errichtet. Das Bettenangebot in allen Gebäuden erhöht sich auf 70.
Aber auch sonst läuft der Betrieb Rellinger Hof auf vollen Touren. Die Gastronomie ist mit der „Holsteiner Küche“ gut bekannt und der Saal ist ausgelastet.
1989 gründet sich der gemischte Chor Rellingen/Halstenbek.
Wenn man bedenkt, dass ab Mitte der 50ziger Jahre die Gastwirtschaft „Martha Mähl“ (1957), Hermann Kröger (1964), Bernhard Nönchen/Carina (19669, Hermann Bornholdt (1968) und Timm/Krützfeld (1978) im Ort aufgegeben wurden, ist die Entwicklung des Rellinger Hofes doch bemerkenswert.
Dies ist in erster Linie der besonderen Aktivität von Inge und Jonny Schlesselmann zu verdanken. Darüber hinaus war Jonny Schlesselmann dann noch in der Verbandsarbeit und einige Jahre in der politischen Arbeit in seiner Gemeinde einbgebunden.
1994 verstarb Jonny, 1998 Inge Schlesselmann. Insbesondere die Familie mag beurteilen, welche Lücken beide hinterlassen haben.
Der Rellinger Hof aber bleibt im Familienbesitz und wird von fachlich gut ausgebildeten Nachfolgern betrieben.
Frau Margit Ehlers, geb. Schlesselmann hat bereits 1966 die Hotel- und Gaststätten-Berufsfachschule am Tegernsee besucht und ihre Prüfung mit „gut“ bestanden.
1990 erhielt sie vom Hotel- und Gaststättenverband Niedersachsen als 1. Frau im Kreis Pinneberg den „Wirtebrief“, den Nachweis für fachliche Qualifikation für Küche, Service, Betriebswirtschaft, Gewerbe und Lebensmittelrecht.
Unterstützt wird Frau Ehlers in der sicher nicht immer leichten Betriebsführung durch ihren Sohn Florian, der Koch gelernt hat, und ihrer Tochter Stefanie mit der Ausbildung als Restaurant-Fachfrau. 1993 trat Stefanie in Mama`s Fußstapfen und besuchte die Berufsfachschule am Tegernsee, 2000 erhielt sie ebenfalls den „Wirtebrief“.

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