Das alte Rellingen war das „Lieblingskind“ der Heimatforscherin Ruth Nowara. In der Tageblatt-Serie „Alt-Rellinger Hausgeschichten“ plauderte sie über alte Gebäude des Ortes, die Menschen, die in ihnen lebten und die Geschichte der Häuser.
Folge 3
„Zur alten Post“ stand früher einmal über der Haustür des Gebäudes an der Hauptstraße 42. Und das hatte gleich zwei Gründe: Hier war nämlich nicht nur die Rellinger Post, sondern auch eine Gaststätte untergebracht. Auf alten Fotos belegen das nicht nur die alte Inschrift in dem ehemaligen klassizistischen Türgiebel, sondern auch ein großer Briefkasten neben der Eingangstür.
1695 ist dieses Haus zum erstenmal in den Liegenschaftsbüchern erwähnt worden. Knapp zwei Jahrhunderte später kam es in den Besitz der Familie Meyer. Claus Meyer war Höker – also Kaufmann – und richtete seinen Laden dort 1838 ein. Sein Enkelsohn Hermann Meyer übernahm das Haus 1902. Er war Postagent.
Zu welcher Zeit aus der Gastwirtschaft und Post wieder ein richtiger Dorfkramladen wurde, wissen die Meyers heute nicht mehr genau. Ernst-Otto und Hermann Meyer sind die Enkel des Postagenten, arbeiteten jedoch beide in dem familieneigenen Betrieb für Landwirtschaftsmaschinen. Die beiden Ehefrauen jedoch übernahmen Anfang der 50er Jahre den Kramladen und machten daraus ein Haushaltswarengeschäft.
Zu dieser Zeit waren auch umfangreiche Baumaßnahmen an dem Gebäude nötig geworden. Es war nämlich auf Eichenpfählen gebaut gewesen. Wegen des Ausbaus der Rellinger Hauptstraße drohte das noch mit Fachwerk gebaute Haus zusammenzufallen. Die gesamte Vorderfront wurde neu abgestützt und an zwei Fundamentpfähle neu aufgehängt. Dieser Erneuerung musste dann auch das Eingangsportal zum Opfer fallen.
Vor fast zwei Jahren gab die Familie Meyer ihren Laden auf. Das Geschäft rentierte sich nicht mehr. Jetzt dient das Geschäft als Ausstellungsraum für Gartenpflegegeräte. Im Obergeschoss wohnen Angestellte der Firma Meyer, die ihren Geschäftssitz schräg gegenüber hat.
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