Rellingen - Allerlei

Forschungsanstalt für Bodenkunde - Görbing

Holsteinischer Lokal - Anzeiger, Pinneberger Tageblatt, Quickborner Lokalanzeiger Schnelsener Tageblatt, Dienstag, den 26. Oktober 1926

Am 28. Oktober 1926 eröffnet Herr Johannes Görbing in Rellingen eine Forschungsanstalt für Bodenkunde und Pflanzenernährung.

Rellingen, den 26. Oktober
Am Donnerstag, den 28. d. M. wird die an der Tangstedter Straße in Rellingen errichtete neue Forschungsanstalt für Bodenkunde und Pflanzenernährung von Johannes Görbing eröffnet werden. Mit dieser Anstalt ist hier mitten im Zentrum des Haupt- Baumschulengebietes in Deutschland ein Forschungsinstitut von weittragender Bedeutung geschaffen worden. Der Hauptzweck des Instituts ist kurz gesagt der, daß durch die Kenntnis bezw. Erforschung der wissenschaftlichen Zusammenhänge in ihrer Wirkung eine bestmöglichste und rationale Ausnutzung des Bodens, der Dünge- und Betriebsmittel erzielt werden soll. Daß die Erreichung dieses Zieles von weittragender Bedeutung für die gesamte Volkswirtschaft ist, liegt ohne weiteres klar auf der Hand und bricht sich diese Erkenntnis auch bereits in den maßgeblichen Kreisen immer mehr Bahn.
Herr Johannes Görbing hat schon viele Jahre auf diesem Gebiet erfolgreich gewirkt und hatte schon ein derartiges Institut seit 1918 in Groß- Borstel bei Hamburg inne, welches jedoch räumlich noch zu sehr beschränkt war. Das neu geschaffene Institut ist nun ganz nach den Plänen des Begründers erbaut und ausgestattet mit den neuesten wissen - schaftlichen Untersuchungsapparaten. Es besteht je eine besondere Abteilung für Gartenbau, für Baumschulkulturen und eine landwirtschaft liche Abteilung. Auf dem zu dem Institut gehörenden Landgrundstück werden Versuchsfelder aller Arten Getreide, Blumen, Forstpflanzen, Zierhölzer und Rosen angelegt werden. Herr Görbing hat bisher schon 4000 Untersuchungen in Baumschulengebieten und mehr als 10000 in Ackerbau betrieben ausgeführt. Die Erfahrung hat gelehrt, daß er in seinen Verfahren wirklich wertvolle bodendiagnostische Hilfsmittel besitzt, die das Institut in die Lage versetzen, nicht nur wirkende Ursachen von Feldschäden zu erkennen, sondern ihre Möglichkeit vorauszusagen und damit ihren Eintritt zu verhüten.

Nach dem Grundsatz, alle Mittel im Lande zu lassen, hat Herr Görbing beschlossen, sein Institut hier zu errichten. Vom Kreise Pinneberg und dem Forschungsverband holsteinischer Baumschulenbesitzer ist ihm verständnisvolles und die Idee förderndes Entgegenkommen gezeigt worden. In allen Teilen des Deutschen Reiches sind schon Bodenuntersuchungen erfolgreich durchgeführt und Herr Görbing ist wiederholt von seinen zahlreichen Mitarbeitern und Förderern nahegelegt worden, sein Institut im Herzen Deutschlands aufzuschlagen, um die Segnungen desselben leichter allen Teilen des Deutschen Reiches zugänglich zu machen. Umsomehr können wir uns freuen, daß das Unternehmen hier entstanden ist, hier im Mittelpunkt des großen holsteinischen Baumschulengebietes, von dem ein beträchtlicher Teil schon längere Zeit der wissenschaftlichen Leitung des Herrn Görbing untersteht.
Der stattliche Neubau, der nach den eigenen Plänen des Inhabers und unter der technischen Leitung des Architekten Herrn Brünicke in Hamburg - Altona fertiggestellt worden ist, hat ein ganz neuartiges Gepräge durch die zur Anwendung gelangte Zoller Dachbaukonstruktion erhalten. Es wird durch diese Konstruktion die größte Raumausnutzung in den oberen Geschossen erzielt und der Bau kann in dieser Beziehung als Anschauobjekt für das landwirtschaftliche Bauwesen dienen. Auch äußerlich wirkt diese Konstruktion gefällig, wie überhaupt der gesamte Bau mit der da vorliegenden großen Eingangstreppe und dem auf zwei wuchtigen Säulen ruhenden Querbalken einen imposanten Eindruck macht. Die Zmmerarbeiten, wobei ja besonders die neuartige Dachkonstruktion sehr kompliziert war, sind von der Firma Wilhelm Pein in Rellingen und die Maurerarbeiten von Herrn Maurermeister Meyer in Rellingen ausgeführt worden. Die Installations- und Klempnerarbeiten hat Herr Gustav Jacobsen hergestellt, die Tischlerarbeiten und die Lieferung der Inneneinrichtung war den Tischlermeistern Uhl in Rellingen, Cord Dreyer in Pinneberg übertragen. Die Zentralheizungsanlagen sind von der Firma Wilhelm und Gilimann in Elmshorn eingebaut und geliefert worden. Die umfangreichen Malerarbeiten im Wohnteil waren Herrn Malermeister Grill in Pinneberg übertragen. Während die ganzen Räume, die der Bodenuntersuchung und der übrigen wissenschaftlichen Arbeit dienen, durchweg in dunklen Farben gehalten sind, herrschen in den Fluren und den übrigen Räumen lebhafte Farben vor, wodurch eine eindrucksvolle, harmonische Gesamtwirkung erzielt worden ist. Der bekannte Kunstmaler Wilhelm Eberhardt, Hamburg, ein Freund des Hauses, hat es sich nicht nehmen lassen, die Eingangsbereiche des Hauses mit landwirtschaftlichen Bildern kunstvoll zu schmücken. In stetem Zusammenarbeiten mit dem Bauherrn und dem leitenden Architekten hat das einheimische Handwerk hier Vorbildliches geschaffen. Die geleistete Arbeit gereicht den betreffenden Meistern zur größten Ehre.
An der Eröffnungsfeier, die mit einem Empfang der Gäste auf dem Haupt bahnhof Altona und einem zwanglosen Beisammensein mit denselben im Kaiserhof in Altona am heutigen Abend eingeleitet wird, werden verschiedene Mitarbeiter und Mitglieder vom Forschungsverband holsteinischer Baumschulenbesitzer, landwirtschaftlicher Verbände, verschiedene Mitarbeiter und Freunde des Unternehmens, Behördenangehörigen und ein Vertreter vom preußischen Landwirtschaftsministerium teilnehmen.
Am Donnerstag treffen die Gäste mit dem Zug vormittags in Pinneberg ein und um 9,30 Uhr erfolgt Begrüßung und Rundgang im Institut. Von 10,15 Uhr bis 11,15 Uhr wird von Herrn Görbing im Institut ein Lichtbildervortrag über den Werdegang des Instituts und künftige Absichten Streiflichter aus Ackerbau, Gartenbau, Forstwirtschaft, Weinbau, mit Lichtbildern, Mikroprojektion, gehalten werden, 11,15 Uhr Ansprachen und ein gemeinsames Frühstück im Institut. Nachmittags werden Ausflüge nach landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich besonders bemerkenswerten Punkten des Kreises Pinneberg veranstaltet, zu der der Forschungsverband Holsteinischer Baumschulen seine Automobile zur Verfügung stellt. Abends wird ein zwangloses Beisammensein die Eröffnungsfeier beenden.
Möge das neue Institut zum Wohle unserer Wirtschaft erfolgreich wirken, möge es der Landwirtschaft, dem Forst- und Gartenbau in die Lage versetzen, dem Boden alle Schätze abzuringen, die er hervorzubringen in der Lage ist. Durch gründliche wissenschaftliche und praktische Arbeit führt der Weg vom Acker in die Wissenschaft und “ hinauf “ zur Eröffnung des in Deutschland einzigartig mustergültigen Instituts.

 

Pinneberger Tageblatt, Freitag, den 2. März 1928

Winterlehrgang im Bodenforschungsinstitut Görbing

Das Görbingsche Bodenuntersuchungs- und Forschungsinstitut in Rellingen veranstaltete im Laufe des Februars einen größeren Winterlehrgang, der von einer großen Anzahl interessierter Fachautoritäten aus Mecklenburg, Schleswig  - Holstein, Schlesien, Freistaat und Provinz Sachsen, Insel Rügen, Hannover und anderen Teilen des Reiches besucht war. Vorwiegend setzt die Teilnehmer, die zum Teil zu einem Besuch durch die früheren Lehrgänge veranlaßt wurden, aus Großgrundbesitzern und Administratoren größerer Güter zusammen. Aus dem Kreise Pinneberg besuchte Herr Landrat Niendorf, sowie als Vertreter der Stadt Herr Bürgermeister Burmeister die Veranstaltung.
Die Tagung umfasste insbesondere Referate über das holländische Versuchswesen der Fruchtbarmachung von Ödlandkulturen mit besonderer Berücksichtigung schleswig - holsteinischer Moor - und Ödlandverhältnisse. Des weiteren wurden die modernen Grundlagen der neuzeitlichen Düngung und Bodenbearbeitung in allen Phasen vorgeführt und erörtert.
Auch wurden die Fragen der Gehölz- und Obstkulturen gestreift und wurde die Mitteilung des Referenten warm begrüßt, wonach das Reichsministerium für Landwirtschaft und Forstkulturen in Berlin erneut Mittel zur weiteren Forschung auf diesen Gebieten zur Verfügung gestellt hat, nachdem der Leiter des Instituts, Herr Johannes Görbing, dem Ministerium einen eingehenden wissenschaftlichen Bericht hat zugehen lassen. Für das Ansehen des Instituts spricht ferner die Tatsache, daß der Leiter von dem Staatssekretär im preußischen Landwirtschaftsministerium persönlich aufgefordert wurde, einen Vortrag über die Ergebnisse der Forschung über Gehölz- und Ödlandkulturen zu halten.

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