Familienbetrieb schon in der fünften Generation
Wenn Fluggäste auf dem neuen Münchener Airport Erdinger Moos aus den Fenstern der Jets blicken, haben sie mit Autofahrern, die die Ostumgehung Lüneburgs entlangfahren, eines gemeinsam: Sie sehen nicht nur auf graues Pflaster und Beton, sondern auch auf Rellinger Grün. Ein Teil der Bäume und Sträucher stammt nämlich aus der Baumschule Stoldt, die in diesen Tagen ihr 100jähriges Bestehen feiert.
„Mein Ururgroßvater hatte noch Obstbäume, Beeren Obst- und Ziersträucher, Heckenpflanzen, Koniferen und Rosen herangezogen“, erzählt der Baumschulkaufmann Claus-Dieter Stoldt (30), der zusammen mit seinem Cousin Thorsten den Familienbetrieb in der fünften Generation führt, über den Gründer Carl-Hermann-Stephan Stoldt. Als 18. Baumschule im Kreis Pinneberg gründete dieser den Betrieb an der Eichenstraße, in der sich auch heute noch der Firmensitz befindet.
Zuerst reichten drei Hektar Land, um den Lebensunterhalt der Familien mit der Anzüchtung von Forst- und Heckenpflanzen zu sichern. Da Carl- Hermann- Stephan Stoldt jedoch Tischler und Fuhrunternehmer war, schickte er seine beiden Söhne in benachbarte Baumschulen, um Gärtner zu werden. Die ersten Pflanzen verkaufte der Baumschuler noch an Holsteiner Versandbaumschulen, bis er 1898 selber den Versand von Obstunterlagen in das Rheinland in die Hände nahm. 1912 wurde der Betrieb erweitert und ein für damalige Verhältnisse moderner Packschuppen mit vorgebauter Rampe und Sortierräumen im Keller gebaut. Nach dem Tod des Firmengründers übernahmen seine beiden Söhne Hermann und Albert den Betrieb. Nach Alberts Tod führte dessen Sohn Alwin die Baumschule mit seinem Onkel Hermann weiter.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde statt Bäumen und Sträuchern Gemüse angebaut, erzählt Claus-Dieter Stoldt, Enkel des 1976 verstorbenen Alwin Stoldt. Inzwischen hat sich der Betrieb grundlegend verändert. „80 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit dem Handel von Pflanzen, die wir über andere Anbieter beziehen“, erzählt der Ururenkel des Gründers. Zwar werden auf 40 Hektar Fläche immer noch Ziersträucher, Heister, Heckenpflanzen und Koniferen gezüchtet und gepflegt, doch damit ist nicht mehr das große Geschäft zu machen.
Zwar konnte Claus-Dieter Stoldt, der für den kaufmännischen Bereich verantwortlich zeichnet, den Umsatz in den vergangen Jahren konstant halten. „Doch das wird immer schwieriger“, so der Chef. Da sich die Rellinger auf die Lieferung von Grünpflanzen für öffentliche Plätze, Straßen und die per Gesetz vorgeschriebene Begrünung von Betrieben spezialisiert haben, die Kommunen aber immer weniger für öffentliches Grün ausgeben, wird der Markt enger. ,,Wir sind die letzten, die auf die Baustellen kommen sagt Claus-Dieter Stoldt. Da werde dann an Grün gespart, was zuvor zuviel für Schnickschnack verpulvert worden sei.
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