Rellingen - Allerlei

Historischer Schacht

Erschienen in der Pinneberger Zeitung den 29. April 2006,
von Rainer Burmeister

Historischer Schacht wird dichtgemacht

Rellingen:
Streit um alte Zisterne. Der alte Marktplatz wird umgestaltet - Heimatkundeverein will das "archäologische Denkmal" retten.

Wieland Witt ist entsetzt: "Die Gemeinde will die Zisterne der historischen Pumpenbogen-Anlage für immer versiegeln", sagt der Vorsitzende des Rellinger Heimatkundevereins. Im Zuge der Umgestaltung des alten Marktplatzes soll der Brunnenschacht komplett mit Sand verfüllt und so verdichtet werden, daß es später keinen Zugang mehr geben wird.
Doch verärgert ist Witt auch darüber, daß im Schleswiger Landesamt für Archäologie nicht genügend "Manpower" vorhanden sei, um sich die historische Stätte anzusehen. Selbst wenn ein "archäologisches Denkmal" verloren ginge, könne man nicht tätig werden, wurde mitgeteilt.
Der Chef des Heimatvereins stieg selbst in den völlig intakten und säuberlich mit Mauerwerk ausgekleideten Schacht, um sich ein Bild vom Zustand der Anlage zu machen. Witt entdeckte sogar noch Teile einer im übrigen Verlauf verrotteten hölzernen Wasserzuführung. Die 200 Jahre alte Verbindung führte Wasser aus der Rellau in die Zisterne des Pumpenbogens, der einst zur Löschwasserversorgung diente.

Doch Witt ist nicht nur wegen des Verlustes der Zisterne auf der Zinne. Denn nur wenige Meter entfernt waren bei Erdarbeiten für das Neubauprojekt gegenüber der Kirche im August 2003 ein Brunnen sowie ein fast vollständig erhaltener Krug und weitere Tonteile aus dem Hochmittelalter (1200 bis 1300) entdeckt worden. Witt und der Archäologie-Vertrauensmann Ewald Both hatten vorsorglich bei den Bauarbeiten nach historischen Fundstücken geforscht und waren erfolgreich.
Deshalb geht der Vorsitzende des Heimatkundevereins davon aus, daß auch im morastigen Untergrund des Brunnenschachts noch Raritäten aus längst vergangenen Epochen verborgen sein könnten. Doch im Bauamt - ohnehin wegen des langen Winters in Zugzwang mit der Umgestaltung - gab es nur eine Schonfrist für die Heimatkundler. Am 2. Mai werden die Arbeiten fortgesetzt. Vorgesehen ist, den Einstiegsschacht zu entfernen und nach Verfüllung des Hohlraums zu deckeln. "Unnötig", sagt Witt, denn es bestehe keine Einsturzgefahr, und ein Zulauf von Oberflächenwasser in die Rellau sei auch unmöglich.
erschienen am 29. April 2006

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