Rellingen - Allerlei

Ehmschen Informationen

Die folgenden Pressemeldungen wurden von Herrn Walter Riepen, Rellingen, in mühevoller Arbeit aus dem Pinneberger-Tageblatt-Archiv ermittelt und von Herrn Wieland Witt für Vortragszwecke überarbeitet.

Pinneberger Wochenblatt, 17.November 1900

Regulierung des Ehmschen

Am Sonntag, 17. November 1900  meldete das Pinneberg Wochenblatt:
„Zu dem Ausbau der Nebenstraße Pinneberg – Rellingen, genannt Ehmschen, hatte die Rellinger Gemeindevertretung ein Angebot per Submission ausgeschrieben. – Infolge der günstigen Witterung schreiten die Arbeiten nun zum Umbau „Ehmschen“ rüstig vorwärts. Für die Verbreiterung der Straße hatten der größte Teil der beidseitigen Anlieger je einen Meter breiten Streifen ihres Grundstücks freiwillig an die Gemeinde Rellingen abgetreten.“
Diese kleine Pressemitteilung vereinfacht die Sache etwas. Zunächst war nämlich die Gemeindevertretung der Meinung gewesen, die Anlieger sollten nicht nur den Grund und Boden stellen, sondern auch die ganze Sache selbst bezahlen. Da beschlossen war, dass der ehemalige Fußweg Ehmschen zur Pflasterbahn auszubauen sei (Kosten insgesamt 51.700 Mark) wären erhebliche Kosten auf die Anlieger zugekommen. Letztendlich entschied sich die Gemeinde, wenigstens 1/3 der Kosten zu übernehmen und 2/3 sollten dann bei den Anliegern verbleiben und in  Raten abzutragen. Nach manch Hin und Her erklärten sich die Anlieger Ferdinand Nönchen, IF Müller und Chr. Oelting bereit, für diejenigen Anlieger, welche nicht sogleich zu den Kosten beitragen wollten, diese der Gemeinde gegenüber zu übernehmen.
Die Baukommission bestand damals aus den Herren Chr. Oelting, Hinrich Schmidt, Hinrich Stoldt und IF Müller. Und Anlieger damals waren: C. Schleyer, Jochim Wilkens, Ferdinand Nönchen, Otto Gröber, Franz Wördemann, Christ. Oelting, H. Dittmer, I.F. Müller, F. Clasen, M. Lüdemann, Ernst Oelting, F. Glissman, Theodor Hinsch und Ww. Möller.

Pinneberger Wochenblatt, 2. Januar 1904
Der Ausbau des Ehmschen muss auf die Rellinger einen enormen Eindruck gemacht haben.
Am Sonnabend, 2. Januar 1904 meldete das Pinneberg Wochenblatt:
„In Rellingen hat sich dieser Tage ein Verschönerungsverein gebildet. Derselbe hat zunächst verschiedene Neuerungen entlang des Ehmschen ins Auge gefasst, zur Bequemlichkeit der nach Rellingen kommenden Ausflügler. Dem Verein traten sogleich 15 Herren bei.“ Vorsitzender wurde Postverwalter Peter Lüders.
Und 14 Tage später die Meldung: “Bekanntlich bildet der sogenannte Ehmschen die Verbindungsstraße zwischen Rellingen und Pinneberg, - mit eine der schönsten Promenaden in der nächsten Umgegend und wird von auswärtigem hamburger als auch von pinnerberger Publikum gern zu Spaziergängen benutzt. Es ist aber auch wirklich eine Freude, diesen wunderschönen, mit breiten Banketts versehenen Weg zu passieren, in dem sich doch zu beiden Seiten die üppigsten gärtnerischen Anlagen, Baumschulen und Rosenzüchtereien befinden. Wie nun bekannt wird, beabsichtigt der Verschönerungsverein Rellingen diese schöne Promenade mit Alleebäumen (Rotdornen) zu bepflanzen und eine große Anzahl von Ruhebänken anbringen zu lassen.“ Und „während der Verschönerungsverein die Bäume liefert, wird die Pflanzung von den Anliegern übernommen werden.“
An den Herren Gemeindevorsteher erging das Gesuch: - darauf hinzuwirken, dass ein Verbot erlassen wird, wonach das Treiben von Rindvieh dem Ehmschen entlang nicht mehr gestattet ist, um den Promenadencharakter zu erhalten.“

Aber im Frühjahr 1905 ging es los, Ärger:
Am 2. April 1905 meldete das Pinneberg Wochenblatt: „ 20 Mark Belohnung hat der Verschönerungs-Verein Rellingen auf die Ermittlung der Täter gesetzt. Es mehren sich die Fälle, dass Burschen durch Abbruch von Alleebäumen, Beschädigung der Gartenanlagen und Einfriedigungen der Eigentümer am Ehmschen in geradezu empörender Weise und aus reiner Zerstörungslust hausen. Ich bringe den Vorfall zur Kenntnis des Publikums und bitte den Verein bei der Ermittlung der Täter zu unterstützen. Lüders.“
Bis in den August setzte sich dieser Wandalismus fort. Bäume wurden richtiggehend weggebrochen und Sachwerte beschädigt. „Einen solchen Umfang wie jetzt hatten diese Heldentaten bisher noch nicht angenommen!“ Die Belohnung wurde prompt auf 200 Mark erhöht.
Offensichtlich hatten Aufruf und Nachforschung keinen Erfolg und im August 1906 bringt das Pinneberg Wochenblatt die deprimierende Meldung: „Man trägt sich in Rellingen mit dem Gedanken, den in unserer Ortschaft bestehenden Verschönerungsverein durch einen Bürger-Verein abzulösen, indem für ersteren sich hier nicht das richtige Arbeitsfeld zu bieten scheint.“
Und eine Woche später, man will draufsatteln: „Die zum gestrigen Abend im Lokal des Herrn Koop einberufene Versammlung wegen Gründung eines Bürgervereins war - recht gut besucht. Nachdem die Zweckmäßigkeit eines solchen Vereins für unseren Ort nicht zu unterschätzen ist, wurde einmütig ein solcher Verein ins Leben gerufen. Die Versammlung wählte als Vorsitzenden Herrn Postverwalter Peter Lüders.“

Im Dezember 1910 beschloss die Gemeindevertretung Rellingen, für die an der Straße Ehmschen belegenden Grundstücke nur eine landhausmäßige Bebauung zuzulassen. Der landschaftliche Charakter der beliebten Prachtstraße sollte bewahrt werden, welcher Beschluss am 1. März 1911 vom Regierungspräsidenten freigegeben wurde.“
Heute besteht für den oberen Ehmschen als Bestandteil eines Bebauungsplanes eine Erhaltungssatzung. Der Gebietscharakter mit seiner Bebauung soll auch 100 Jahre später bewahrt und erhalten bleiben. Das ist die erklärte Absicht.

 

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