Schwedenfichten aus Rellingen Wegen der längeren Frostperiode im Norden würden sie ein Jahr länger benötigen, bis sie für die Aufforstung geeignet sind.
Kreis Pinneberg - Schwedens dichte Wälder wären ganz schön ausgedünnt, wenn es die Baumschulen im Kreis Pinneberg nicht geben würde. Denn für die Fichtenregionen in Südschweden kommt seit den 50er-Jahren der Nachwuchs überwiegend aus den hiesigen Baumschulbetrieben. Somit sichert Schwedens baumstarker Holzbedarf der grünen Branche im Kreis Pinneberg und den damit verbundenen Arbeitsplätzen den Bestand. Die Hintergründe dieser wahrhaft wachstumsorientierten Beziehung erläuterten zwei Experten, während in der Rellinger Forstbaumschule Ostermann die letzte Lkw-Fuhre der Herbstsaison mit 300 000 Jungfichten verladen wurde. Per-Olov Pettersson von der Baumschule Svenska Skogsplantor ist Hauptabnehmer der Schwedenfichten aus dem Kreisgebiet. "Die werden als Saatgut zu Ostermann geschickt", erklärte Pettersson. In Lohnaufzucht ausgesät, kehren die dreijährigen nacktwurzeligen Nachwuchsfichten dann als Reimport zur Stärkung des schwedischen Waldes zurück. Auf diese Weise kommen jährlich zwischen 20 und 25 Millionen Forstpflanzen nach Schweden.
Ein Kilo Saatgut reicht nach Angaben von Ostermann-Geschäftsführer Joachim Pein für 40 000 Fichten. Dass Schweden seine Samen nicht selbst sprießen lässt, hat seinen Grund: Wegen der längeren Frostperiode in Skandinavien würden die Minifichten vier statt drei Jahre benötigen, bis sie für die Aufforstung geeignet sind. Ansonsten entsprechen jedoch die hiesigen klimatischen Gegebenheiten und Bodenverhältnisse weitgehend denen Südschwedens, sodass die Saat hier prächtig gedeiht. Deutsches Fichtensaatgut wäre dagegen nicht für die nordischen Verhältnisse geeignet, sagte Pettersson, so dass ein zweifacher Transport unumgänglich ist.
Vor dem Versand werden die schlechten Jungpflanzen aussortiert. Dabei ist in den Forstbaumschulen nach wie vor Handarbeit angesagt. Auch Pettersson und Pein beherrschen dieses "Handwerk" noch, wie sie in der Rellinger Baumschule demonstrierten.
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen deutschen und schwedischen Baumschulen sind durchaus langfristig angelegt. Benötigt wird die gewaltige Holzproduktion nicht etwa für Ikea-Möbel, sondern vor allem für die Papierindustrie und als Bauholz. Dabei ist langfristige Bedarfsplanung erforderlich. Denn als Bauholzlieferant werden 80 bis 100 Jahre alte Fichten benötigt.
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