Im Dezember 1902 bildete sich eine „Commission“ aus den Herren Hofbesitzer F.W. Beck, August Wittern, Christian Oelting, J.F. Müller und S. Pein, welche sich mit einer in sich in Halstenbek gebildeten Commission in Verbindung setzen und in Sachen öffentliche Beleuchtungsanlage später Bericht erstatten sollte bei der Rellinger Gemeindeverwaltung. Im Frühjahr 1903 begannen die Gemeinden Halstenbek und Rellingen erneut ernsthafte gemeinsame Sondierungsgespräche betreffs einer gemeinsam bewirtschafteten Straßenbeleuchtung. Noch im Frühjahr 1904 versuchte man sich Klarheit über die verschiedensten Anlagen und Lichtarten wie Gasbeleuchtung, Spiritusglühlicht, elektrisches Licht etc. zu schaffen und entsprechend Preise einzuholen. Im März 1904 wurde nach optimistischer Einschätzung der Zukunft die Anschaffung einer Straßenbeleuchtung für Rellingen seitens der Gemeindevertretung beschlossen und einem Vorschlag des Gemeindevertreters F.W. Becks entsprechend dafür jährlich 1.800 Mark zu bewilligen. Die Gemeindevertretung setzte sich damals zusammen aus: Friedrich W. Beck, Dr. G. Ofterdinger, Chr. Oelting, Hinr. Semmelhack, Hinr. Schmidt, Aug. Wittern, Joh. Paaschen, Heinrich Lüdemann, Hinrich Schmidt (Zimmerpolier), Baumschuler I. F. Müller, Gemeindevorsteher H. Cords, Hinrich Krohn und Baumschuler Otto Gröber.
Eine Befragung der Einwohner, ob lieber Elektrizität oder Gas gewünscht, wurde beschlossen. Tendenz: elektrisches Licht. Ergebnis: elektrisches Licht. Ein Beschluss zur Errichtung einer eigenen Energie-Zentrale wurde am 13. 11. 1904 von der Gemeindevertretung gefasst. Eine Kommission sollte alles weitere in die Wege leiten. Die Einwohner wurden befragt, wie viele Flammen (Nernst-Lampen mit Glühstäbchen) sie beabsichtigen privat einrichten zu wollen zwecks Kapazitätsermittlung für ein Zentralwerk. Postverwalter Lüders von der Rellinger Lichtkommission wurde eingesetzt, um ein Zusammengehen der Halstenbeker und Rellinger in dieser Frage nochmals zu versuchen um durch möglichst viele Teilnehmer und Nutzer das ganze Vorhaben zu einer „Wohlfahrtseinrichtung für die Gemeinden“ werden zu lassen (je mehr Nutzer um so günstiger die Preisgestaltung). Die Rellinger Lichtkommission setzte sich damals zusammen aus: Sanitätsrat Dr. med. Guido Ofterdinger, Maurermeister Christian Oelting, Viehhändler August Wittern, Zimmerpolier Hinrich Schmidt, Baumschuler Jacob Friedrich (I.F.) Müller, Margarineagent August Eggerstedt und Postverwalter Peter Lüders einschließlich Gemeindevorsteher Cords und Stellvertreter Hinrich Krohn. Mit einem Leserbrief meldeten sich die Krupunderer am 20.Dezember 1904 aus leidvoller Erfahrung und mahnten an, dass sie ja zu beiden Gemeinden gehören und auch Flammen zeichnen möchten und teilhaben möchten am neuen elektrischen Licht. Denn: „Einen traurigen ärmlichen Eindruck muss es doch machen, Rellingen und Halstenbek elektrisch beleuchtet und Krupunder im tiefsten Dunkel liegen zu sehen.“ Freuen konnten sich die beiden Rellinger Pastorate, der Kirchenvorstand genehmigte ihnen je einen Anschluss. Das Schulkollegium allerdings enttäuscht die Lehrerschaft, sie sollten weiterhin bei den Petroleumlampen bleiben. Letztendlich sind am Jahresende 1904 für das Elektrizitätswerk 1.400 Flammen gezeichnet. Damit scheint die Berechtigung des Werkes gesichert. Man wartete noch auf die Halstenbeker, die den Rellingern nur langsam entgegen kamen. Endlich, im Januar, beschloss die Gemeinde vertretung Halstenbek sich mit 50 Nernstlampen an das Werk in Rellingen anzuschließen. (erste Glühfadenlampe 1902)
Im März 1905 wurde auf Beschluss der Gemeinde Rellingen eine Anleihe von 225.000 Mark für den E-Werkbau und seine sonstigen Kosten genehmigt. Von der Ww des Johannes Kröger auf Stawedder wurde die Wiese unterhalb der Windmühle, neben Fock & Wetphals Bierverlag belegen, erworben mit 33 m Straßenfront und ca. 90 Quadratruten, die Q-Rute zu 25 Mark (1 Q-Rute = 14,2 m²). Die Baupläne wurden auf Antrag der „Lichtkommission“ genehmigt. Die Presse schreibt: „Der Bau eines E-Werkes, der für die Entwicklung Rellingens von so großer Bedeutung ist, hatte zu Anfang viele Gegner. Es ist erfreulich, zu sehen, wie jetzt, da der Bau sichtbare Gestalt gewinnt, von denen, die einst bei Seite standen, immer mehr die Hände zu ehrlicher Mitarbeit und Hilfe geboten werden.“
Am 24.Mai 1905 meldete das Pinneberger Wochenblatt: „Das Gebäude für das Werk, bestehend aus Maschinenhalle, Maschinenfundamenten und Wohnhaus für zwei Beamtenfamilien, wurde bei einem Wettbewerb, an dem sich 5 Unternehmen beteiligten, dem Zimmermeister H. Kloth aus Rellingen für die Summe von 23.725 Mark übertragen. Nach Unterrichtung durch Herrn Kloth, dass er sich um 1.372 Mark zu seinen Ungunsten verschätzt habe, wurde der Auftrag annulliert und dem Herrn Zimmermeister Johann Pein aus Rellingen entsprechend seines Angebots von 25.248 Mark erteilt. Die Bauaufsicht wurde der Beleuchtungskommission unterstellt (Man schwankte immer zwischen der Bezeichnung Beleuchtungs- bzw. Lichtkommission). Ferner wurde beschlossen etwa 80 Lampen für die Straßenbeleuchtung auf Rellinger Gebiet aufzustellen. Mit dem Bahnhof Halstenbek wurde ein gesonderter Vertrag abgeschlossen.
Die Presse: „Die Maschinenhalle soll im August des gleichen Jahres fertig sein, - so dass wir hoffen etwa Anfang Oktober die Petroleumlampen unseren häuslichen Altertumsmuseen, d.h. den Rumpelkammern, einverleiben zu können.“ und „ Beleuchtungskörper aller Art, Koch- und Heizapparate, sowie kleinere Motoren, die alle im Haus der Ww Zimmermeister Stoldt, Rellingen, Ecke Egenbüttler Chaussee (Hamburger Straße) und Hauptstraße zum Verkauf ausgestellt sind, können dort geordert werden.“
Am 1. Juni 1905 meldete das Pinneberger Wochenblatt: „Nach Vorlage unterschiedlicher Offerten wurde die Vergabe der zwei Heißluft-Lokomobile (Kohlefeuerung) mit 50 und 80 Pferdekräften der Firma R. Wolf Maschinenfabrik und Kesselschmiede Magdeburg - Buckau zu 41.948 Mark zugeschlagen. Der elektrische Anteil einschließlich Errichtung des Straßenversorgungsnetzes wurde an die A.E.G. (Siemens AG, Filiale Hamburg) vergeben zu 86.787 Mark. Für den bereits avisierten Betriebsleiter Herrn Peters wurde eine Wohnung für vorübergehend bei Uhrmacher Reusch am Markt angemietet. Der zum Werk gehörige Schornstein von 25 m Höhe wurde an den Schenefelder Betrieb Struwe vergeben zu 3.050 Mark. Ferner wurde auf Vorschlag des Herrn Postverwalters Peter Lüders seitens der Gemeindevertretung beschlossen, zur Einweihung des Werkes sämtlichen an dem Bau beteiligten Lehrlingen, Gesellen und Arbeitern je 3 Mark aus der Gemeindekasse zu bewilligen. Auch wurde beschlossen, Herrn Postverwalter Peter Lüders auf drei Jahre ab 1. 11. 1905 auf dem Posten des Beleuchtungskommissions-Vorsitzenden zu belassen zu einer jährlichen Vergütung von 500 Mark (zuständig für Kasse und Buchhaltung). Der Beschluss musste aber wieder rückgängig gemacht werden, weil die Kaiserliche Post Berlin die Genehmigung für den Nebenjob ihres Postmeisters verweigerte. Gewählt wurde nun Dr. med. Guido Ofterdinger, der das Amt annahm und zudem ehrenamtlich arbeitete.
Am 13. Januar 1906 meldete das Pinneberger Wochenblatt die Inbetriebnahme des Werkes: „Die Inbetriebnahme des Elektrizitätswerkes Rellingen war von einem lauten Knall begleitet. Im Maschinenraum ereignete sich eine unerklärliche Explosion, wodurch ein großes stählernes Antriebsrad zerbarst. Von den Anwesenden wurde gottlob niemand verletzt. Aus der Gemeinde Halstenbek waren die Gemeindevertreter zum Glück noch nicht erschienen und die Rellinger Vertreter hielten sich noch in einem Vorraum auf, der Rundgang durch das Werk hatte noch nicht begonnen, dadurch wurde möglicherweise ein größeres Unheil verhindert. Die Besichtigung wurde verschoben.“ Am 31. Mai 1908 meldete das Pinneberger Wochenblatt: „ - die gute Entwicklung Halstenbeks und Rellingens schreitet von Jahr zu Jahr glücklicherweise fort. Der wahre Barometer eines Unternehmens ist der Kassenerfolg. Es wurden im verflossenen Jahr (1907) durch das E-Werk Rellingen 53.761 Mark eingenommen (im Vorjahr 33.670 Mark) so dass nach Abzug sämtlicher Ausgaben für Löhne, Zinsen und Kohlen, Unterhaltungskosten und Neuanschaffungen noch 4.400 Mark von Gebäuden und Maschinen zur Abschreibung gelangten. In einem jungen Unternehmen ist dieses ein günstiges Resultat.“ Und für das Jahr 1909 war später zu melden: „In beiden Gemeinden Halstenbek und Rellingen werden zusammen 169 Straßenlampen gespeist, reichlich 4.000 Glüh- und Nernst-Lampen, 25 Bogenlampen, 37 Motoren mit zusammen 90 Pferdestärken und 34 Heiz- und Kochplatten betrieben.“ (erster Drehstrommotor 1889) Das Werk machte in diesem Jahr 4.200 Mark reinen Gewinn; wie es in den Folgejahren überhaupt (wie der Verfasser weiß) die „Goldene-Eier-Legehenne der Gemeinde“ genannt wurde.
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