Rellingen - Allerlei



Hauptstraße 17 - Zusatzinformation

Aus dem Pinneberger Tageblatt, Dienstag 3. Mai 2005,
von Günther Meier

Ein gediegenes Landhaus ziert heute den idyllischen Schröderschen Park mit altem Baumbestand. Doch der jetzige Zustand ist nur ein matter Abglanz früherer Pracht. Ursprünglich war das Gelände ein 16 Hektar großer prächtiger Park. Foto von Günther Meier

 

Rellingen.
Das hat Wieland Witt, Vorsitzender des Heimatvereins von Rellingen und Umgebung, in seiner Amtszeit wohl selten erlebt: Einen brechend vollen Saal im Turnerheim. Alle wollten seinen Vortrag über den Schröderschen Park an der Hauptstraße hören. "Der große Park mit dem herrlichen Baumbestand, von der Rellau durchquert, und das heutige gediegene Landhaus bieten einen Anblick, der zum Verweilen einlädt", begann der Historiker und Kreisvorsitzende des Heimatbunds seine lokalgeschichtlichen Ausführungen. "Das Grundstück an der Hauptstraße hat Geschichte, auch der gegenwärtige Zustand ist eine Episode in dieser langen Entwicklung."

Einer, der diesen Flecken Erde wohl am nachhaltigsten prägte, war Friedrich Ludwig Schröder, dessen Todestag sich 2006 zum 190. Mal jährt. Der Direktor des ersten deutschen Nationaltheaters in Hamburg und Reformator der Schauspielkunst erwarb 1795 auf dem Grundstück einen Hof nebst Grundstück. Fünf Jahre später ließ er das alte Bauernhaus abbrechen und errichtete statt dessen straßenseitig ein zweistöckiges Stadthaus im Stil des damaligen klassizistischen Zeitgeists.

In seinem glänzenden Herrschafts- und Musensitz empfing Schröder erlauchte Persönlichkeiten, wie den Landgraf von Hessen und dem Herzog Christian von Holstein-Sonderburg. Aber auch namhafte Künstler wie (...) Johann Gottfried Herder kehrten in Rellingen ein.

Der Park wurde ständig verschönert und erweitert. In vielen Windungen plätscherte die liebliche (inzwischen begradigte) Rellau durch den insgesamt etwa 16 Hektar großen Park.

Nach dem Tode von Schröders Frau (1829) wechselten die Besitzer mehrfach. Sylvester 1887 erwarb Dr. Guido Ofterdinger - einziger Arzt in Rellingen - den Komplex und errichtete eine Heil- und Pflegeanstalt für psychisch kranke Menschen, die durch einen beachtlichen Anbau erweitert wurde. 1923 erwarb der Busunternehmer Julius Martens aus Hamburg den Besitz und baute dort noch im selben Jahr ein modernes Landhaus. Die Nervenheilanstalt wurde trotz des ausgezeichneten Unterhaltungszustands abgebrochen, 1925 auch das Hauptgebäude. Bereits 1932 musste Martens - er hatte in einer Nacht sein ganzes Vermögen verspielt - das Anwesen veräußern.

Neuer Besitzer wurde der in Pinneberg und Hamburg aktive Kaufmann und Buchhändler Alfons Sauerberg. Den jetzigen Eigentümern Gretel Schefe, geborene Sauerberg, und Carl Schefe ist es zu verdanken, dass der "Schrödersche Landsitz" nunmehr seit fast 80 Jahren in den Händen einer Familie ist und dem Ort in seiner Geschlossenheit erhalten blieb.

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Anmerkung
Der Originalartikel von Günther Meier erschien unter dem irreführenden Titel "Als Lessing in Rellingen verkehrte." In ihm wird behauptet, Gotthold Ephraim Lesssing sei von Schröder in Rellingen empfangen worden. Dies ist lt. Wieland Witt falsch und wurde von ihm nie so vorgetragen.

 Lessing verstarb bereits im Jahr 1781 in Braunschweig! Schröder kannte Lessing zwar vom Theater und der Freimaurerei, aber Schröder zog erst im Jahr 1794 nach Erwerb des Anwesens von Eigentümer Maurer nach Rellingen. Folglich konnte Lessing nie bei Schröder in Rellingen zu Gast gewesen sein.

Um Missverständnisse zu vermeiden wurden die auf Lessing verweisenden Passagen, inklusive der ursprünglichen Titelüberschrift vom Webmaster gelöscht.
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