Rellingen. Das hat Wieland Witt, Vorsitzender des Heimatvereins von Rellingen und Umgebung, in seiner Amtszeit wohl selten erlebt: Einen brechend vollen Saal im Turnerheim. Alle wollten seinen Vortrag über den Schröderschen Park an der Hauptstraße hören. "Der große Park mit dem herrlichen Baumbestand, von der Rellau durchquert, und das heutige gediegene Landhaus bieten einen Anblick, der zum Verweilen einlädt", begann der Historiker und Kreisvorsitzende des Heimatbunds seine lokalgeschichtlichen Ausführungen. "Das Grundstück an der Hauptstraße hat Geschichte, auch der gegenwärtige Zustand ist eine Episode in dieser langen Entwicklung."
Einer, der diesen Flecken Erde wohl am nachhaltigsten prägte, war Friedrich Ludwig Schröder, dessen Todestag sich 2006 zum 190. Mal jährt. Der Direktor des ersten deutschen Nationaltheaters in Hamburg und Reformator der Schauspielkunst erwarb 1795 auf dem Grundstück einen Hof nebst Grundstück. Fünf Jahre später ließ er das alte Bauernhaus abbrechen und errichtete statt dessen straßenseitig ein zweistöckiges Stadthaus im Stil des damaligen klassizistischen Zeitgeists.
In seinem glänzenden Herrschafts- und
Musensitz empfing Schröder erlauchte
Persönlichkeiten, wie den Landgraf von
Hessen und dem Herzog Christian von
Holstein-Sonderburg. Aber auch namhafte
Künstler wie (...) Johann Gottfried Herder kehrten in Rellingen ein.
Der Park wurde ständig verschönert und erweitert. In vielen Windungen plätscherte die liebliche (inzwischen begradigte) Rellau durch den insgesamt etwa 16 Hektar großen Park.
Nach dem Tode von Schröders Frau (1829) wechselten die Besitzer mehrfach. Sylvester 1887 erwarb Dr. Guido Ofterdinger - einziger Arzt in Rellingen - den Komplex und errichtete eine Heil- und Pflegeanstalt für psychisch kranke Menschen, die durch einen beachtlichen Anbau erweitert wurde. 1923 erwarb der Busunternehmer Julius Martens aus Hamburg den Besitz und baute dort noch im selben Jahr ein modernes Landhaus. Die Nervenheilanstalt wurde trotz des ausgezeichneten Unterhaltungszustands abgebrochen, 1925 auch das Hauptgebäude. Bereits 1932 musste Martens - er hatte in einer Nacht sein ganzes Vermögen verspielt - das Anwesen veräußern.
Neuer Besitzer wurde der in Pinneberg und Hamburg aktive Kaufmann und Buchhändler Alfons Sauerberg. Den jetzigen Eigentümern Gretel Schefe, geborene Sauerberg, und Carl Schefe ist es zu verdanken, dass der "Schrödersche Landsitz" nunmehr seit fast 80 Jahren in den Händen einer Familie ist und dem Ort in seiner Geschlossenheit erhalten blieb.
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