Das alte Rellingen war das „Lieblingskind“ der Heimatforscherin Ruth Nowara. In der Tageblatt-Serie „Alt-Rellinger Hausgeschichten“ plauderte sie über alte Gebäude des Ortes, die Menschen, die in ihnen lebten und die Geschichte der Häuser.
Folge 5
„Himmel und Hölle“ würden viele Rellinger in Bewegung setzen, wenn einmal das Pastorat mit dem dazugehörigen Konfirmandenhaus abgerissen werden sollte. Beide Gebäude gehören zwar zum direkten Umfeld der unter Denkmalschutz stehenden alten Barockkirche, sind aber anscheinend noch nicht wertvoll genug, für die Nachwelt erhalten zu werden.
Wann das erste Pfarrhaus an dieser Stelle errichtet wurde, ist nicht mehr festzustellen. In alten Unterlagen finden sich in langen Reihen die Namen von evangelischen Pastoren, die in diesem Haus während ihrer Rellinger Amtszeit gewohnt haben. Nicht allen Kirchenherren konnten die Rellinger ein Ruhmesblatt ausstellen. Da war zum Beispiel Conrad Amthor, der 1817 aus dem Amt entlassen wurde - so steht es in den Kirchenbüchern. Was ganz Rellingen wusste: Amthor suchte zu oft den Trost im Alkohol.
Gleich zweimal brannte das Pfarrhaus bis auf die Grundmauern nieder. Das Gebäude wurde in der heutigen Form 1808 von dem Rellinger Zimmermeister Albert Stoldt nach einem Entwurf des Bauinspektors Christian Friedrich Heylmann aus Altona gebaut.
Ein Badezimmer allerdings hatte Heylmann damals nicht vorgesehen. Das befand sich in der dahinterliegenden Scheune - einschließlich der Waschküche und des Plumpsklos.
1927 wurde das alles anders. Bis dahin fanden die Konfirmandenstunden nämlich immer noch im Obergeschoß des alten Pastorats statt. In diesem Jahr aber wurde das schräg dahinterliegende Konfirmandenhaus gebaut, das auch heute noch seinen Zweck erfüllt. Die obere Etage des Pastorats wurde nun zu Schlafräumen umgebaut - mit Badezimmer.
Besonders wertvoll an diesem Pastorat ist die heute noch vorhandene Eingangstür. Sie wurde im Empire-Stil gestaltet und stammt schätzungsweise aus den Jahren 1800 bis 1820. Früher allerdings befand sich kein Briefkastenschlitz in der Tür, dafür allerdings ein für heutige Ansichten überdimensionales Schloss.
|